Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Grund
   (griech. ”arche“, lat. ”principium“) ist nach Thomas von Aquin († 1274) ”alles das, aus dem etwas auf irgendeine Weise hervorgeht“. Die philosophische Tradition unterscheidet Seinsgründe (mit Werdens- u. Handlungsgründen) u. Erkenntnisgründe. Die logischen Urteile gründen auf ”ersten“ (oder ”letzten“) Prinzipien, die nicht begründet werden müssen, weil sie unmittelbar evident sind (z. B. der Satz vom Widerspruch; Gewißheit). In diesen ”letzten“ Gründen ist kein Unterschied mehr zwischen Logik u. Ontologie; sie sind bereits Seinsgründe. Die aristotelischthomistische Philosophie identifiziert diese Seinsgründe mit den vier Ursachen, die das Seiende konstituieren: 1) Form (”causa formalis“) u. 2) Materie (”causa materialis“), die sich zueinander verhalten wie Potenz (Möglichkeit) u. Akt (Wirklichkeit), Wesen u. Dasein; 3) Kausalität (”causa efficiens“, Ursache) u. 4) Finalität (”causa finalis“, Zweck) . Jedoch lassen auch die ”letzten“ Gründe sich zurückführen auf den einen G. gemäß dem Satz vomzureichenden G., daß alles, was ist, einen G. haben muß, daß es ist u. nicht nicht ist (Nikolaus von Kues †1464). Das Wesen dieses letzten Grundes ist das Sein, auf das als das unumfaßbare Geheimnis die Transzendenz des Menschen in jedem Erkennen hinweist u. das zugleich auch der G. der Wirklichkeit jedes Seienden ist, in der Theologie ”Gott“ genannt. In der Philosophie M. Heideggers († 1976) gilt die Transzendenz des Daseins als Wesen des Grundes. Die neuere Philosophie bemüht sich in Handlungstheorien um verschiedene Gründe (”reasons“, Absichten, Motive usw.): Warum handeln Menschen so, wie sie handeln?
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