Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Gotteslehre
Der Sache nach u. historisch lassen sich philosophische u. theol. G. unterscheiden.Wenn in diesem Zusammenhang von ”natürlicher Gotteserkenntnis“ oder natürlicher Theologie “ die Rede ist, sollte nicht übersehen werden, daß es auch in der Sicht der kath. Theologie eine konkret verwirklichte bloße Natur nie gab. Die menschliche Vernunft gilt als von Gottes Gnade zur Gotteserkenntnis befähigt, ist dann allerdings zu wirklicher Erkenntnis fähig. Dies vorausgesetzt, gilt (nach Vorläufern wie Augustinus †430) F. Suárez († 1617) als Begründer einer eigentlichen philosophischen G., die sich mit der Erkenntnis Gottes als des Schöpfers der Welt, als des höchsten Gutes u. als des letzten Zieles sowie mit den philosophisch erkennbaren Eigenschaften Gottes befaßt. Auch auf ev. Seite wurde die so verstandene philosophische G. Teil der Metaphysik (Ch. Wolff † 1754). Die theol. G. entstand aus einer jahrhundertelangen Beschäftigung mit Offenbarungszeugnissen. Ihr wissenschaftlicher Ansatz im Sinn einer konsequenten methodischen Durchformung des Stoffes datiert erst seit Thomas von Aquin († 1274). Er beginnt seine G. mit der Reflexion über das eine göttliche Wesen u. geht dann zur Offenbarung der Lebensdifferenzierung dieses einen göttlichen Wesens in Vater, Sohn u. Geist über. Die stark metaphysisch bestimmte Methode sollte nicht übersehen lassen, daß Thomas immer neu bei Gottes Offenbarung ansetzt. Bemerkenswert ist die Bedeutung der Negativen Theologie u. der Analogie in seiner G. Im 16. Jh. wurde die theol. G. in zwei Traktate der Dogmatik, ”Vom einen Gott“ (Gott) u. ”Vom dreieinigen Gott“ (Trinität) geteilt u. so, im Aufbau nahezu unverändert, ins 20. Jh. weitergegeben. Die Besinnung auf das Hören der Offenbarung ließ das Gottesdenken als Ansatz der G. zurücktreten u. die G. zunächst stärker christologisch u. dann pneumatologisch geprägt sein. Der Ernst des monotheistischen Glaubensbekenntnisses Israels u. Jesu ließ das Profil Gottes des Vaters als des Ursprungs der ganzen Gottheit u. als des Schöpfers, Offenbarers u. Vollenders deutlicher hervortreten, während die trinitarischen Bekundungen u. die Umrisse der Eigenschaften Gottes im Rahmen des Heilsgeschehens zu erörtern seien (es sei denn, man lasse sich, wie H. U. von Balthasar †1988, auf die Schilderung eines innergöttlichen Dramas dreier Subjekte von allem Anfang an ein). Die Erkenntnis Gottes als des unbegreiflichen Geheimnisses markiert das Ende jeder ”wissenden“ u. informierenden G. So ist in der Gegenwart die Gestalt einer eigentlich theol. G. erst noch im Werden begriffen.
Der Sache nach u. historisch lassen sich philosophische u. theol. G. unterscheiden.Wenn in diesem Zusammenhang von ”natürlicher Gotteserkenntnis“ oder natürlicher Theologie “ die Rede ist, sollte nicht übersehen werden, daß es auch in der Sicht der kath. Theologie eine konkret verwirklichte bloße Natur nie gab. Die menschliche Vernunft gilt als von Gottes Gnade zur Gotteserkenntnis befähigt, ist dann allerdings zu wirklicher Erkenntnis fähig. Dies vorausgesetzt, gilt (nach Vorläufern wie Augustinus †430) F. Suárez († 1617) als Begründer einer eigentlichen philosophischen G., die sich mit der Erkenntnis Gottes als des Schöpfers der Welt, als des höchsten Gutes u. als des letzten Zieles sowie mit den philosophisch erkennbaren Eigenschaften Gottes befaßt. Auch auf ev. Seite wurde die so verstandene philosophische G. Teil der Metaphysik (Ch. Wolff † 1754). Die theol. G. entstand aus einer jahrhundertelangen Beschäftigung mit Offenbarungszeugnissen. Ihr wissenschaftlicher Ansatz im Sinn einer konsequenten methodischen Durchformung des Stoffes datiert erst seit Thomas von Aquin († 1274). Er beginnt seine G. mit der Reflexion über das eine göttliche Wesen u. geht dann zur Offenbarung der Lebensdifferenzierung dieses einen göttlichen Wesens in Vater, Sohn u. Geist über. Die stark metaphysisch bestimmte Methode sollte nicht übersehen lassen, daß Thomas immer neu bei Gottes Offenbarung ansetzt. Bemerkenswert ist die Bedeutung der Negativen Theologie u. der Analogie in seiner G. Im 16. Jh. wurde die theol. G. in zwei Traktate der Dogmatik, ”Vom einen Gott“ (Gott) u. ”Vom dreieinigen Gott“ (Trinität) geteilt u. so, im Aufbau nahezu unverändert, ins 20. Jh. weitergegeben. Die Besinnung auf das Hören der Offenbarung ließ das Gottesdenken als Ansatz der G. zurücktreten u. die G. zunächst stärker christologisch u. dann pneumatologisch geprägt sein. Der Ernst des monotheistischen Glaubensbekenntnisses Israels u. Jesu ließ das Profil Gottes des Vaters als des Ursprungs der ganzen Gottheit u. als des Schöpfers, Offenbarers u. Vollenders deutlicher hervortreten, während die trinitarischen Bekundungen u. die Umrisse der Eigenschaften Gottes im Rahmen des Heilsgeschehens zu erörtern seien (es sei denn, man lasse sich, wie H. U. von Balthasar †1988, auf die Schilderung eines innergöttlichen Dramas dreier Subjekte von allem Anfang an ein). Die Erkenntnis Gottes als des unbegreiflichen Geheimnisses markiert das Ende jeder ”wissenden“ u. informierenden G. So ist in der Gegenwart die Gestalt einer eigentlich theol. G. erst noch im Werden begriffen.