Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Gotteskindschaft
   ist eine Aussage über das Verhältnis Gottes zuMenschen, das über sein Schöpfertum hinausgeht. Sie ist den Mysterienreligionen u. der Stoischen Philosophie bekannt. Nach dem AT ist ganz Israel durch einzigartige Erwählung das Kind (oder der Sohn) Gottes (Ex 4, 22 f.; Jes 6, 16; Jer 31, 9 20; Hos 11, 1; Vater). Auch der König, die Armen u. die frommen Gerechten sind besondere Kinder Gottes. Nach Paulus ist die G. allen Glaubenden zugedacht (Gal , 26 ff.). Nur Jesus ist von Natur aus Sohn Gottes (Röm 8, 29), aber in ihm sind die Glaubenden als Kinder adoptiert u. dürfen zu Gott ”Abba, Vater“ sagen (Gal 4, 5 f.; Röm 8, 14 ff.). Wie im AT wird die G. ferner als Gabe der eschatologischen Heilszeit verstanden (1 Joh , 2 10). Die griech. Kirchenväter sahen in der Einwohnung des Heiligen Geistes im Menschen die Grundlage der G. In der dogmatischen Tradition wurde die G. wenig anziehend zu den formalen Wirkungen der Heiligmachenden Gnade gerechnet. Von da aus stellte sich in der kirchlichen Praxis die falsche Behauptung ein, erst durch die Taufe würden die Menschen zu Kindern Gottes gemacht (Existential) . Das von Jesus verlangte ”Kindsein“ vor Gott (Mk 10, 15 par.) meint erwartungsvolles Vertrauen, nicht Infantilismus, u. leugnet die Aufgabe, im Glauben erwachsen zu werden, nicht. Zu Recht verlangen Frauen, daß die biblischen Redeweisen von ”Söhnen“ u. ”Brüdern“ geschwisterlich wiedergegeben werden.
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