Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Glück
   bezeichnet in der Mentalität des 20. Jh. eine Erlebnisqualität, die im höchsten Maß subjektiv bestimmt ist. Was in der antiken Philosophie u. im theol. Denken bis Thomas von Aquin († 1274) als G. thematisiert wurde, war eine Erfüllung der menschlichen geistigen Natur u. eine Stillung des Begehrens, im irdischen Leben eine bleibende Zielvorstellung, nur in der bleibenden Vereinigung mit dem höchsten Gut in der Vollendung erreichbar. Die sprachlichen Äquivalente für G. meinen genau das: lat. ”beatitudo“, ”felicitas“, griech. ”eudaimonia“, Seligkeit. Im 20. Jh. hat G. eher affektive Bedeutung (Affekt), nicht selten verbunden mit Lust u. Vergnügen, auch als Zufall erfahren (”G. haben“), während Gotteserfahrungen u. Gnadenerfahrungen, mystische Erleuchtung u. Vereinigung nicht als G. bezeichnet u. verstanden werden. Die höchst subjektiven Faktoren des Glücksempfindens machen G. als theol. Begriff unbrauchbar; persönliche Zeugnisse (Gott ist das G. des Menschen; Religion macht glücklich) sind nicht verallgemeinerbar.
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