Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Gerechtigkeit Gottes
ist nach den Zeugnissen des biblischen Gottesglaubens eine der herausragenden Eigenschaften Gottes, die sich in Schutz u. Fürsorge für sein Eigentumsvolk konkretisiert u. die Gegenstand des vertrauenvollen Gebets ist. Wenn dieses Vertrauen auf die G. G. sich in der Hoffnung auf ein gerechtes Gericht äußert, dann wird an die Wiederherstellung der durch Menschen verletzten oder zerstörten Gerechtigkeit gedacht. Ein Sonderthema des NT ist die G. G. (griech. ”dikaiosyne theou“) nach Paulus (besonders in Röm 3), die nicht den Sünder verurteilt u. vernichtet, sondern ihn aus zuvorkommender göttlicher Initiative rettet, indem sie ihn aus Gnade u. Liebe gerecht macht (vergebend neu schafft). In der Theologiegeschichte wurde die G. G. in einen Gegensatz zu seiner Barmherzigkeit gebracht. Man ging davon aus, daß die G. G. ihn zu einem bestimmten Handeln ”zwingt“ (Anselm von Canterbury †1109). In der traditionellen Eschatologie führte das dazu, daß behauptet wurde, die Zeit des irdischen Lebens sei wegen der jederzeit angebotenen Umkehrmöglichkeit die Zeit des Erbarmens; mit dem Tod setze die Zeit unerbittlicher Gerechtigkeit ein. Eine nicht auf Wissen bedachte, die Analogie jeder Gottesrede respektierende Theologie nimmt an, daß Gott fähig ist, den schuldig gewordenenMenschen in seinem Erbarmen so umzuformen, daß er den Ansprüchen auch der göttlichen Gerechtigkeit genügt (vgl. auch Coincidentia oppositorum ). Das paulinische Thema der G. G. spielte in der Frage nach der Rechtfertigung die zentrale Rolle. In der ev. Theologie wird die G. G. eher als Strafgerechtigkeit gegenüber den Nicht-Gerechtfertigten verstanden. Im Zeichen der neueren Theodizeediskussion wird darauf hingewiesen, daß die G. G. nicht gleichermaßen Verbrechern u. Opfern Gnade erweisen könne, sondern daß zu hoffen sei, sie werde die Würde der Opfer respektieren u. wiederherstellen.
ist nach den Zeugnissen des biblischen Gottesglaubens eine der herausragenden Eigenschaften Gottes, die sich in Schutz u. Fürsorge für sein Eigentumsvolk konkretisiert u. die Gegenstand des vertrauenvollen Gebets ist. Wenn dieses Vertrauen auf die G. G. sich in der Hoffnung auf ein gerechtes Gericht äußert, dann wird an die Wiederherstellung der durch Menschen verletzten oder zerstörten Gerechtigkeit gedacht. Ein Sonderthema des NT ist die G. G. (griech. ”dikaiosyne theou“) nach Paulus (besonders in Röm 3), die nicht den Sünder verurteilt u. vernichtet, sondern ihn aus zuvorkommender göttlicher Initiative rettet, indem sie ihn aus Gnade u. Liebe gerecht macht (vergebend neu schafft). In der Theologiegeschichte wurde die G. G. in einen Gegensatz zu seiner Barmherzigkeit gebracht. Man ging davon aus, daß die G. G. ihn zu einem bestimmten Handeln ”zwingt“ (Anselm von Canterbury †1109). In der traditionellen Eschatologie führte das dazu, daß behauptet wurde, die Zeit des irdischen Lebens sei wegen der jederzeit angebotenen Umkehrmöglichkeit die Zeit des Erbarmens; mit dem Tod setze die Zeit unerbittlicher Gerechtigkeit ein. Eine nicht auf Wissen bedachte, die Analogie jeder Gottesrede respektierende Theologie nimmt an, daß Gott fähig ist, den schuldig gewordenenMenschen in seinem Erbarmen so umzuformen, daß er den Ansprüchen auch der göttlichen Gerechtigkeit genügt (vgl. auch Coincidentia oppositorum ). Das paulinische Thema der G. G. spielte in der Frage nach der Rechtfertigung die zentrale Rolle. In der ev. Theologie wird die G. G. eher als Strafgerechtigkeit gegenüber den Nicht-Gerechtfertigten verstanden. Im Zeichen der neueren Theodizeediskussion wird darauf hingewiesen, daß die G. G. nicht gleichermaßen Verbrechern u. Opfern Gnade erweisen könne, sondern daß zu hoffen sei, sie werde die Würde der Opfer respektieren u. wiederherstellen.