Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Generatianismus
   (lat. = Lehre von der Zeugung, nämlich der Seele), die Auffassung, daß die Eltern aus unbeseeltem Stoff das Kind nach Leib und Seele ganz erzeugen. Der G. unterscheidet sich vom Kreatianismus, nach dem jede einzelne Seele unmittelbar von Gott erschaffen u. mit den in der Zeugung vereinigten elterlichen Zellen zur Einheit eines neuen Menschen verbunden wird, u. vom Traduzianismus, nach dem ein Teil der elterlichen Seelensubstanz zusammen mit dem körperlichen Samen (”tradux“) auf das Kind übergeht. Gegenüber Versuchen im 19. Jh., den G. für kirchlich tolerierbar zu erklären, u. a. durch die Erklärung, die Zeugung durch die Eltern sei eine Schöpfung aus dem Nichts (J. Frohschammer †1893), verhielt sich die kirchliche Lehrinstanz ablehnend. Die Gründe der Ablehnungen lassen erkennen, daß fundamentale Sichten der Glaubenslehre geschützt werden sollten, vor allem die Schöpfung aus dem Nichts durch Gott allein u. die gottunmittelbare Individualität der Seele. Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zwingen zu neuen Überlegungen, verbunden mit den Einsichten, daß Gott als transzendenter Grund, nicht als innerweltliche Ursache unter anderen wirkt. Angesichts dessen, daß die Zeugung (Ontogenese) nicht aus unbeseeltem Stoff (wie vom Altertum an durch Jahrhunderte angenommen), sondern aus schon Lebendigem erfolgt, zeigt sich der Begriff der von Gott frei u. schöpferisch gewollten Selbsttranszendenz des Geschaffenen, zu dem es von sich aus nicht fähig ist, als hilfreich. – Erschaffung des Menschen .
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