Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Gegenwart
kann philosophisch-abstrakt gedacht werden als ”Zeitpunkt“ zwischen Vergangenheit u. Zukunft, als reines Jetzt “. In einer ursprünglichen, letztlich nicht auflösbaren Erfahrung kann jedoch die Pluralität der räumlich u. zeitlich auseinander liegendenWirklichkeiten in einer gewissen Einheit erfahren werden. Das Denken u. z.T. auch das gefühlsmäßige Erleben können Vergangenes ver-gegenwärtigen, so daß es (in einer gewissen begrenztenWeise) ”da ist“, imModus der Erinnerung; ähnlich kann das Zukünftige ver-gegenwärtigt werden, so daß es (in einer gewissen dunklen, verhüllten Weise) wirklich ”da ist“, im Modus der Erwartung. Diese dreifach-eine Zeitlichkeit des menschlichen Daseins wurde in der Philosophie häufig reflektiert, von Augustinus († 430) bis M. Heidegger († 1976). Wenn nach E. Levinas († 1995) ein Mensch durch das Antlitz des Anderen betroffen wird, dann bricht eine andere Zeit in die Zeit oder G. des Betroffenen ein, ohne in dieser G. aufzugehen; sie ist dem Betroffenen gegenwärtig u. bleibt doch die Zeit des Anderen. – Die verschiedenen Möglichkeiten der Erfahrung einer Einheit der Zeit in der G. werden in der Theologie als unterschiedliche Gegenwartsweisen erörtert: 1) die durch transzendentale Einheit begründete Gegenwartsweise des Grundes im Begründeten; die Gegenwartsweise Gottes in der von ihm erschaffenen kontingenten Welt (Allgegenwart Gottes ); die G. Gottes durch freie Zuwendung u. Selbstmitteilung an den Menschen (Gnade, Heiliger Geist , Inkarnation); 2) die in einer kategorial faßbaren Einheit begründete Gegenwartsweise von Personen, die einander durch einende Erkenntnis u. Liebe gegenwärtig sind; 3) die in der Einheit des Raumes begründete Gegenwartsweise von Wirklichkeiten, die ”im Raum“ sind; 4) die Gegenwartsweise von Ereignissen u. Personen der Glaubensgeschichte: Der Glaubensvollzug ”macht“ diese Ereignisse u. Personen nicht gegenwärtig, sondern der Glaubende wird der G. Gottes gewahr, in der Ereignisse u. Personen pneumatisch verwandelt als gegenwärtige ”aufbewahrt “ sind, so daß sie in der Wahrnehmung des Glaubens in Wahrheit gegenwärtig sind (Mysterientheologie). In diesem Sinn feiert gedenkend die Liturgie Heilsereignisse u. -gestalten als ”heute“ (”hodie“) gegenwärtig. In einer solchen ”Aktualpräsenz“ ist Jesus Christus nicht nur in der Anamnese der Eucharistie, sondern auch beim Beisammensein in seinem Namen (Mt 18, 20), im Hören des Wortes Gottes, im Gebet u. im Singen usw. gegenwärtig (II. Vaticanum SC 7 ). Jede dieser Gegenwartsweisen bedeutet reale G. des pneumatisch Verwandelten, bei der es sinnlos ist, nach einer größeren oder kleineren (womöglich physikalischen) Dichte zu fragen; die Unterschiede liegen nicht in der Realität der G., sondern auf der Ebene der unterschiedlichen Zeichen .
kann philosophisch-abstrakt gedacht werden als ”Zeitpunkt“ zwischen Vergangenheit u. Zukunft, als reines Jetzt “. In einer ursprünglichen, letztlich nicht auflösbaren Erfahrung kann jedoch die Pluralität der räumlich u. zeitlich auseinander liegendenWirklichkeiten in einer gewissen Einheit erfahren werden. Das Denken u. z.T. auch das gefühlsmäßige Erleben können Vergangenes ver-gegenwärtigen, so daß es (in einer gewissen begrenztenWeise) ”da ist“, imModus der Erinnerung; ähnlich kann das Zukünftige ver-gegenwärtigt werden, so daß es (in einer gewissen dunklen, verhüllten Weise) wirklich ”da ist“, im Modus der Erwartung. Diese dreifach-eine Zeitlichkeit des menschlichen Daseins wurde in der Philosophie häufig reflektiert, von Augustinus († 430) bis M. Heidegger († 1976). Wenn nach E. Levinas († 1995) ein Mensch durch das Antlitz des Anderen betroffen wird, dann bricht eine andere Zeit in die Zeit oder G. des Betroffenen ein, ohne in dieser G. aufzugehen; sie ist dem Betroffenen gegenwärtig u. bleibt doch die Zeit des Anderen. – Die verschiedenen Möglichkeiten der Erfahrung einer Einheit der Zeit in der G. werden in der Theologie als unterschiedliche Gegenwartsweisen erörtert: 1) die durch transzendentale Einheit begründete Gegenwartsweise des Grundes im Begründeten; die Gegenwartsweise Gottes in der von ihm erschaffenen kontingenten Welt (Allgegenwart Gottes ); die G. Gottes durch freie Zuwendung u. Selbstmitteilung an den Menschen (Gnade, Heiliger Geist , Inkarnation); 2) die in einer kategorial faßbaren Einheit begründete Gegenwartsweise von Personen, die einander durch einende Erkenntnis u. Liebe gegenwärtig sind; 3) die in der Einheit des Raumes begründete Gegenwartsweise von Wirklichkeiten, die ”im Raum“ sind; 4) die Gegenwartsweise von Ereignissen u. Personen der Glaubensgeschichte: Der Glaubensvollzug ”macht“ diese Ereignisse u. Personen nicht gegenwärtig, sondern der Glaubende wird der G. Gottes gewahr, in der Ereignisse u. Personen pneumatisch verwandelt als gegenwärtige ”aufbewahrt “ sind, so daß sie in der Wahrnehmung des Glaubens in Wahrheit gegenwärtig sind (Mysterientheologie). In diesem Sinn feiert gedenkend die Liturgie Heilsereignisse u. -gestalten als ”heute“ (”hodie“) gegenwärtig. In einer solchen ”Aktualpräsenz“ ist Jesus Christus nicht nur in der Anamnese der Eucharistie, sondern auch beim Beisammensein in seinem Namen (Mt 18, 20), im Hören des Wortes Gottes, im Gebet u. im Singen usw. gegenwärtig (II. Vaticanum SC 7 ). Jede dieser Gegenwartsweisen bedeutet reale G. des pneumatisch Verwandelten, bei der es sinnlos ist, nach einer größeren oder kleineren (womöglich physikalischen) Dichte zu fragen; die Unterschiede liegen nicht in der Realität der G., sondern auf der Ebene der unterschiedlichen Zeichen .