Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Gefühlsreligion
   Wenn ein Mensch in seiner Religiosität Gott als den sich selber unbegrenzt verschenkenden u. grundlos vergebenden erfährt, also der Selbstmitteilung Gottes innewird, kann dies in subjektives Bewegtsein (Emotion) einmünden. Da eben eine solche Erfahrung eine Grundgegebenheit der jüdisch-christlichen Religiosität ist, ist in ihr das Gefühl konstitutiv, wenn es nicht durch verkehrte (angstmachende, herrschsüchtige) Gottesvorstellungen behindert wird. Theologiegeschichtlich wurde gelegentlich eine Auffassung von Religion vorgetragen, die das rational-einsichtige Wort des sich selber aussagenden Gottes u. die rational-antwortende Zustimmung des Menschen zu vernachlässigen u. Religion als Erfahrung des Göttlichen allein in der subjektiven Innerlichkeit zu verstehen schien (besonders in der Romantik des 19. Jh.). Einflußreich wurde F. Schleiermachers († 1834) Verständnis von Religion als ”Sinn u. Geschmack fürs Unendliche“ u. als ”Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit “. Es ist nicht zu verkennen, daß in der gegenwärtigen Spiritualität Mitteleuropas in Gottesdiensten, in Verkündigung u. Unterricht eine träumerische Gefühligkeit vorherrscht, die sich so gut wie gar nicht um Glaubensinhalte kümmert.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Gefühlsreligion