Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Gefühl
   ist eine grundlegende Erlebnis- u. Erfahrungsweise, ein vom Denken verschiedenes starkes Betroffensein im psychischen Zentrum (dem Herzen, der Seele), das sich emotional, verbal u. in der Körpersprache Ausdruck verschaffen kann. Begrifflich wird das G. erst seit dem 17. Jh. von den Affekten unterschieden. Es hat mit ihnen gemeinsam, daß es spontan entsteht, wohl unterdrückt oder verdrängt, aber nicht geboten werden kann (im Unterschied zur Liebe als willentlich gesteuerter Energie kann Sympathie nicht geboten werden), u. daß es nicht in sich selber, sondern nur in seinen Äußerungen moralischen Urteilen unterliegt. Das emotionale Vermögen des Menschen kann durch die Art u. Weise der Kommunikation, der Liturgie, der Theologie angesprochen werden oder auch nicht. Hier bestehen aufgrund jahrhundertelanger Verdächtigungen u. Abwertungen der Gefühlswelt erhebliche Defizite in der Kirche. In der theol. Anthropologie wurde diskutiert, ob das G. als drittes geistig-personales Grundvermögen des Menschen neben Vernunft u. Willen angesehen werden könne. Die traditionelle Auffassung blieb bestehen, daß das G. eher der sinnlichen Dimension zuzurechnen sei (Sinnlichkeit) u. daß Erkenntnis u. Freiheit die fundamentalen Vermögen der Person seien.
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