Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Feminismus
   , Feministische Theologie   1. Feminismus wird unterschiedlich definiert. Nicht alle schon von der Antike an auftretenden Bemühungen um Emanzipation der Frauen werden als F. bezeichnet. In historischer Sicht geht der F. (bewußtseinsmäßige Haltung u. organisierte Anstrengungen im Hinblick auf Gleichberechtigung der Frauen in Gesellschaft u. Kirche, Beseitigung der vielschichtigen Unterdrückungssituationen u. der Vermarktung der weiblichen Körper, Befreiung von männlicher Gewalt u. Herrschaft auch in der Ehe) im engeren wissenschaftlichen Sinn auf das 19. Jh. zurück, in dem der F. sich u. a. in der Entstehung von liberalen, bürgerlichen, konfessionellen, interkonfessionellen u. proletarischen Frauenverbindungen äußerte. Die notwendigen Aufgabenstellungen des F. sind nicht erfüllt, der F. ist weiterhin notwendig.
   2. Feministische Theologie, eine neue, von männlicher Seite nicht adäquat zu beschreibende Art der Theologie, die im 20. Jh. in internationalen Aufbrüchen begann, die sich methodisch von der patriarchalischen Theologie der Männer unterscheidet u. von Anfang an sehr umfangreiche Aufgabenstellungen hatte. Allgemein bedeutet sie, daß die Glaubens- u. Lebenserfahrungen der Frauen theologisch thematisiert, aber nicht als bloßer Anhang oder als Ergänzung zur patriarchalischen Theologie eingebracht werden, sondern zu einer neuen Konzeption von Theologie führen. Sie geht Hand in Hand mit der Frauenforschung vor u. artikuliert sich in allen theol. Disziplinen, mit bisherigen Schwerpunkten in der Gotteslehre, in feministischer Exegese (von der Päpstlichen Bibelkommission 1993 gewürdigt), in Anthropologie u. Ethik (mit Ökologie) sowie, verbunden mit der Programmatik innerkirchlicher Reformen, in der Ekklesiologie. Das Ziel ist eine Neuformulierung der Glaubenslehre im ganzen.
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