Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Extrinsezismus
   , extrinsezistisch   sind wichtige Begriffe der kath. Gnadenlehre im Zusammenhang mit dem Problemkreis von Natur und Gnade . Vom 16. Jh. an entsteht die Konzeption einer ”reinen Natur“ (”natura pura“), die sachlich u. begrifflich von der Gnade, dem Übernatürlichen streng getrennt sei, so daß der Anruf der Gnade Gottes von ”außen“ (”extrinsece“) komme. Ebenso wird in dieser extrinsezistischen Theorie von einer rein natürlichen Ausstattung der Menschen (die Gott als Schöpfer seiner Kreatur schuldete) u. von einer möglichen rein natürlichen Vollendung nach dem Tod gesprochen. Das Interesse dabei war die Betonung der Ungeschuldetheit der freien Gnade Gottes. Die faktische Mitteilung dieser Gnade wurde folglich ebenfalls als von ”außen“ kommend aufgefaßt (”Stockwerkstheorie“). In der Erneuerung der Gnadentheologie im 20. Jh. wurde die faktische Existenz einer ”reinen Natur“ immer stärker in Frage gestellt (mit Konsequenzen für die Gotteserkenntnis u. die Gnadenerfahrung), ohne daß die freie Ungeschuldetheit der Gnade angetastet wurde (Auffassung der Schöpfung als motiviert durch den freien Willen Gottes zu seiner Selbstmitteilung an das Nichtgöttliche; übernatürliches Existential). – Ein anderer Bereich, in dem von ”Extrinsezismus“ gesprochen werden kann, umfaßt das Verhältnis menschlicher Möglichkeiten u. Fähigkeiten zum Hören einer möglicherweise ergehenden göttlichen Offenbarung.Wo diese Fähigkeiten ignoriert oder vernachlässigt werden, begründet man (wie in der Neuscholastik des 19. Jh.) die gläubige (= gehorsame) Annahme der Offenbarung allein mit dem Gehorsam gegenüber der lehrenden kirchlichen Autorität. Diese Annahme verhält sich ”extrinsezistisch “ zu den Inhalten der Offenbarung. Vgl. auch Desiderium naturale , Potentia oboedientialis .
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