Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Extra Ecclesiam nulla salus
   (lat. = außerhalb der Kirche kein Heil), eine auf Cyprian († 258) u. Origenes († 253) zurückgehende Formulierung der Heilsnotwendigkeit der Kirche (vulgär wiedergegeben in der Redeweise von der ”Alleinseligmachenden“). In der alten Kirche zeichnen sich zwei Tendenzen ab, eine offene, die sich entschieden für Heilsmöglichkeiten vor Jesus Christus u. außerhalb der Kirche aussprach (Justin † um 165, Irenäus von Lyon † um 202, Klemens von Alexandrien † nach 215 u. a.), u. eine rigorose (Hilarius von Poitiers †367, Hieronymus †419, Augustinus † 430). Der ”harten Linie“ folgten mittelalterliche Päpste, das IV. Laterankonzil (Lateran) u. das Konzil von Florenz. Sie konnte nur so lange Geltung haben, als man der Meinung sein konnte, die riesige Mehrheit der Menschheit sei vom Evangelium erreicht worden u. gehöre der Kirche an. Die offene Haltung kommt in den ebenfalls mittelalterlichen Theorien des ”impliziten Glaubens“, der Begierdetaufe u. des Votums zum Ausdruck. Im 20. Jh. setzt sich die Überzeugung durch, daß der wirksame Heilswille Gottes allenMenschen gilt. Amtlichen Ausdruck fand sie im II. Vaticanum, das in seinem ”gestuften Kirchenverständnis“ alle nichtkatholischen Kirchen, Glaubensgemeinschaften, Juden, Muslime, die Angehörigen nichtchristlicher Religionen u. die Atheisten ”guten Willens“ der Kirche Jesu Christi zuordnete u. sich zur Heilsmöglichkeit für sie bekannte. Daß Gottes Gnade eine innere Dynamik auf ihre geschichtliche ”Verleiblichung“ in der Kirche hat, wird damit nicht geleugnet.
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