Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Existential, übernatürliches
   Die Existenzphilosophie verwendete das Wort ”Existential“ zur Kennzeichnung dessen, was seinsmäßig u. notwendig zum Dasein des Menschen überhaupt gehört, während ”existentiell“ dasjenige meint, was zum konkreten Dasein eines bestimmten Menschen einschließlich seiner Freiheitsentscheidungen gehört. Im Wort ”Existential “ schwingt also die Bedeutung: ”vorgängig zu einer Freiheitsentscheidung “ mit. Der von K. Rahner († 1984) in die systematische Theologie eingeführte Begriff des ü. E. bezeichnet die Situation eines Menschen vor Gott im voraus zu seiner Rechtfertigung (durch die sakramental oder außersakramental empfangene Gnade), u. zwar bezeichnet er diese Situation, insofern sie geprägt ist durch den universalen Heilswillen Gottes . Diese Situation ist also bestimmt von Gottes Liebe; sie beinhaltet auch GottesWillen, denMenschen auf dieWege zu seinem übernatürlichen Ziel zu verpflichten. Sie ist nicht eine bloße göttliche Absicht, sondern eine reale positive Bestimmung des Menschen im voraus zu allen späteren freien Entscheidungen u. Verhaltensweisen seines Lebens. Sie ist geschenkhaft gewährt, also übernatürlich, nicht der menschlichen Natur geschuldet, sie fehlt faktisch aber keinem einzigen Menschen. Auch die Zugehörigkeit eines Menschen zur konkreten Menschheit u. ihrer Geschichte liegt im voraus zu seinen freien Entscheidungen. Insofern diese Menschheit durch die Verweigerungen gegenüber Gott ebenso real u. unausweichlich negativ bestimmt ist, tritt jeder Mensch auch mit einem negativen Existential ins Leben, mit der Erbsünde. Sie ist allerdings umgriffen u. beherrscht vom mächtigeren ü. E. der Gnade Gottes.
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Ansicht: Existential, übernatürliches