Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Esoterik
   (griech. = Lehre von einem Sonderwissen). ”Esoterisch“ hieß in der Antike das einem vertrauten (Schüler-)Kreis Mitgeteilte; das Hauptwort E. wurde im 19. Jh. als Sammelbegriff für Theosophie, Okkultismus u. Spiritismus geprägt. In der Umgangssprache kann E. heute alles bezeichnen, was einer breiten Allgemeinheit nicht zugänglich ist. Eine neue esoterische Bewegung erfaßte seit den 80er Jahren des 20. Jh. weite angloamerikanische u. europäische Kreise, unterstützt durch eine weltanschauliche (populärphilosophische) Literatur, mit dem Ziel, sicheren Halt in den (post-)modernen Gefährdungen vor allem der psychischen Zustände zu gewinnen. Die Weltanschauung der E. ist ein diffuses Mischgebilde astrologischer u. mystischer Anschauungen mit populären naturwissenschaftlichen u. psychologischen Erkenntnissen. Sie lehrt die Möglichkeit, mit den unterschiedlichsten (vor allem auch asiatischen) Methoden höherer Erkenntnis ein Einsichts-Wissen zu erwerben u. das eigene Bewußtsein in der Richtung eines kosmischen Einswerdens zu transzendieren. Auf diesen Wegen sollen seelisch-körperliche Heilung u. neue Lebensenergien gewonnen werden. Diese moderne E. weist unübersehbar auf emotionale Defizite in den traditionellen Religionen u. Gemeinden u. auf eine verbreitete Ablehnung von rational reflektiertem Glaubenswissen hin.
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