Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Erkenntnislehre
   , theologische E., eine Grundwissenschaft der Theologie, im neueren Sinn seit Beginn des 19. Jh. entwickelt, die sich mit den formalen Regeln u. Prinzipien befaßt, die bei der Gewinnung von Erkenntnis im Glauben u. in dessen wissenschaftlicher Reflexion, der Theologie, zu beachten sind. Glaubenserkenntnis u. theol. Erkenntnis gehören hier zusammen. Die Th. E. erörtert also die bleibende Abhängigkeit des Menschen von der göttlichen Offenbarung u. von seinem bleibenden Bezogensein auf sie (Geheimnis), von der Eigenart u. Unterschiedenheit der religiösen Erkenntnis im Glauben, in der Glaubenswissenschaft u. in der echt menschlichen, rationalen u. geschichtlichen Wahrheitserkenntnis. Sie hat einzugehen auf die materialen Quellen dieser Erkenntnis, auf die Heilige Schrift u. auf die Tradition in ihrem gegenseitigen Beziehungszusammenhang. Ihr Thema ist dann das eigentliche, erste Subjekt dieser Erkenntnis, nämlich nicht das menschliche Individuum, sondern die Kirche als Glaubensgemeinschaft. Zu diesem Thema gehört das Verhältnis des einzelnen Gläubigen u. Theologen (mit seiner Erkenntnis u. seinem Gewissen) zur Lehre der Kirche u. ihren lehramtlichen Entscheidungen (Lehramt) . Schließlich hat die Th. E. die theol. Methoden in den verschiedenen Sektionen auf ihre Sachgemäßheit hin zu überprüfen u. darzulegen (historisch-kritische, spekulative, dogmatisch positive, kerygmatische u. praktisch orientierte Methode usw.). Wissenschaftsorganisatorisch ist die Th. E. manchmal ein Traktat der Fundamentaltheologie .
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