Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Emanzipation
   (lat. = Entlassung) bezeichnete im röm. Recht die Entlassung eines Sohnes aus väterlicher Bevormundung oder auch die Freilassung eines Sklaven. Auf politische Bereiche wurde der Begriff Ende des 18. Jh. übertragen, von der ersten Hälfte des 19. Jh. an programmatisches Wort für die Befreiung unterdrückter Menschen aus verschiedenartiger Abhängigkeit (zuerst Juden, dann Arbeitende, Menschen schwarzer Hautfarbe, Frauen), auch Befreiung des Denkens von Fremdbestimmung (E. als sachlicher Grundwert der Aufklärung: Selbstbefreiung durch kritische Vernunft). Die im Christentum verbreitete Ideologie der von Gott gesetzten Obrigkeit u. Gesellschaftsordnung behinderte zunächst die aktive Beteiligung von Christen am Kampf für partielle (Sklaven) oder umfassende E.; ein besonderes Hemmnis war die Forderung nach E. von jeder Art von Religion durch den Materialismus des 19. Jh. Aufmerksamkeit in der Theologie, vor allem in der Politischen Theologie , fand der von der Kritischen Theorie in den 60er u. 70er Jahren des 20. Jh. vorgetragene Befreiungsanspruch (Forderung nach ”herrschaftsfreier Kommunikation“). Später verlor der Begriff E. unter dem Eindruck anonymer Übermacht (”Sachzwänge“ der Industrialisierung, Technisierung u. Globalisierung) immer mehr an Praxisbezug u. Faszination. – Befreiungstheologie, Utopie .
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Emanzipation