Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Doppelte Wahrheit
   die kirchlich im V. Laterankonzil 1512–1517 u. im I. Vaticanum 1870 verurteilte Auffassung, wonach eine Wahrheit der philosophischen Erkenntnis u. eine (kirchlich verbürgte) Offenbarungswahrheit unbeschadet ihrer jeweiligen Wahrheit durchaus auch in Widerspruch zueinander stehen können. Es bleibt noch zu erforschen, wo genau diese These vertreten wurde. Die kirchenamtliche Lehre leugnet auch in neuester Zeit die Möglichkeit eines solchen Widerspruchs. Wenn für den Bereich historischer Forschung u. amtlich-kirchlicher Lehre zwei unterschiedliche Erkenntnisquellen angenommen werden, wobei die des Lehramts die Wahrheit für sich hat, liegt die Meinung einer D. W. nahe. Doxologie (griech. = Verherrlichungsrede), im weiteren Sinn alles, was zum Lobpreis Gottes geschieht. So soll nach weit verbreiteter Meinung auch wissenschaftliche Theologie zur anbetenden Verherrlichung Gottes hinführen. Im engeren Sinn ist D. ein wesentlicher Bestandteil der Struktur der Liturgie, ein (oft formelhafter) Lobpreis Gottes zu Beginn oder zum feierlichen Schluß eines Gebets. Christliche Schluß-Doxologien sind oft trinitarisch geprägt (Ende des eucharistischenHochgebets; ”Gloria Patri“). Dabei werden in mißverständlicherWeise drei göttliche Subjekte gepriesen (”Ehre dem Vater u. dem Sohn u. dem Hl. Geist“), statt daß der geschichtlich-dynamische Charakter der Selbsterschließung Gottes berücksichtigt würde (”Ehre dem Vater durch den Sohn im Hl. Geist“). – Herrlichkeit Gottes .
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