Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Disposition
(lat. = Veranlagung, Bereitschaft, Anordnung), ein in Philosophie u. Psychologie unterschiedlich verstandener Begriff, der aktives Sich-Disponieren (Befähigen, Einüben) u. faktisches Disponiertsein bezeichnet. In der Theologie wird er vor allem in der Gnadenlehre u. in der Sakramententheologie verwendet. Allgemein umfaßt er dasjenige, was einen Menschen unmittelbar zu einem bestimmten Tun bereit macht oder ihn befähigt, eine bestimmte Wirkung aufzunehmen, indem eine Verhaltensweise oder ein Zustand beseitigt wird, der der angezieltenWirkung widerspricht, u. indem eine Fähigkeit positiv zur Aufnahme einer bestimmten Wirkung ausgerichtet wird. In diesem letzteren Sinn ist dem Menschen eine D. als positive Ausrichtung auf die rechtfertigende Gnade notwendig. Zwei Mißverständnisse sind möglich: daß ein Mensch sich selber, durch eigene Leistungen, so auf diese Gnade hin ausrichten könne, daß daraus eine Forderung resultieren würde, u. daß die Gnade sich diese notwendige D. nicht selber schaffen könne. Die disponierende Initiative kann nicht vom Menschen ausgehen. Auch dort, wo Gott nach biblischem Zeugnis vom (erwachsenen) Menschen vor der Rechtfertigung die Umkehr (Metanoia) fordert, ist diese schon die Wirkung der zuvorkommenden Initiative Gottes, der den Menschen anruft u. die den Menschen verwandelnde Annahme dieses Rufes bewirkt (zur kirchlichen Lehre: Gnade, Rechtfertigung) . In der kath. Theologiegeschichte zeigte sich seit dem 12. Jh. die Neigung, das Verhältnis von Gnade u. Freiheit dahingehend zu verstehen, daß Gottes Gnade zwar dasWollen, Können (u. damit die positive D.) u. faktische Vollbringen des Guten bewirkt, daß dem Menschen aber die Möglichkeit verblieb, dem Heilswirken Gottes ein Hindernis (”obex“) entgegenzusetzen. Das Fehlen eines solchen Hindernisses hieße dann negative D. Da das Bleiben in der Gnade wiederum dem Wirken der Gnade zuzuschreiben ist, verliert sich das Problem im Dunkel des Geheimnisses. Eine Art ”negativer D.“ besteht nach kath. Tradition in dem ”in sich sachgemäßen “ personalen Tun des Menschen, formuliert in dem Axiom: Dem, der (nicht: weil er!) sachgerecht handelt, verweigert Gott seine Gnade nicht (”Facienti quod in se est, Deus non denegat gratiam“). – Eine positive, von Gottes Gnade zuvorkommend erwirkte u. getragene D. ist notwendig für den ”Empfang“ der Sakramente bei erwachsenen Christen. – Intention .
(lat. = Veranlagung, Bereitschaft, Anordnung), ein in Philosophie u. Psychologie unterschiedlich verstandener Begriff, der aktives Sich-Disponieren (Befähigen, Einüben) u. faktisches Disponiertsein bezeichnet. In der Theologie wird er vor allem in der Gnadenlehre u. in der Sakramententheologie verwendet. Allgemein umfaßt er dasjenige, was einen Menschen unmittelbar zu einem bestimmten Tun bereit macht oder ihn befähigt, eine bestimmte Wirkung aufzunehmen, indem eine Verhaltensweise oder ein Zustand beseitigt wird, der der angezieltenWirkung widerspricht, u. indem eine Fähigkeit positiv zur Aufnahme einer bestimmten Wirkung ausgerichtet wird. In diesem letzteren Sinn ist dem Menschen eine D. als positive Ausrichtung auf die rechtfertigende Gnade notwendig. Zwei Mißverständnisse sind möglich: daß ein Mensch sich selber, durch eigene Leistungen, so auf diese Gnade hin ausrichten könne, daß daraus eine Forderung resultieren würde, u. daß die Gnade sich diese notwendige D. nicht selber schaffen könne. Die disponierende Initiative kann nicht vom Menschen ausgehen. Auch dort, wo Gott nach biblischem Zeugnis vom (erwachsenen) Menschen vor der Rechtfertigung die Umkehr (Metanoia) fordert, ist diese schon die Wirkung der zuvorkommenden Initiative Gottes, der den Menschen anruft u. die den Menschen verwandelnde Annahme dieses Rufes bewirkt (zur kirchlichen Lehre: Gnade, Rechtfertigung) . In der kath. Theologiegeschichte zeigte sich seit dem 12. Jh. die Neigung, das Verhältnis von Gnade u. Freiheit dahingehend zu verstehen, daß Gottes Gnade zwar dasWollen, Können (u. damit die positive D.) u. faktische Vollbringen des Guten bewirkt, daß dem Menschen aber die Möglichkeit verblieb, dem Heilswirken Gottes ein Hindernis (”obex“) entgegenzusetzen. Das Fehlen eines solchen Hindernisses hieße dann negative D. Da das Bleiben in der Gnade wiederum dem Wirken der Gnade zuzuschreiben ist, verliert sich das Problem im Dunkel des Geheimnisses. Eine Art ”negativer D.“ besteht nach kath. Tradition in dem ”in sich sachgemäßen “ personalen Tun des Menschen, formuliert in dem Axiom: Dem, der (nicht: weil er!) sachgerecht handelt, verweigert Gott seine Gnade nicht (”Facienti quod in se est, Deus non denegat gratiam“). – Eine positive, von Gottes Gnade zuvorkommend erwirkte u. getragene D. ist notwendig für den ”Empfang“ der Sakramente bei erwachsenen Christen. – Intention .