Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Desiderium naturale
   (lat. = natürliches Verlangen), ein Wort der kath. Anthropologie u. Gnadentheologie, das seit Thomas von Aquin († 1274) das Hingeordnetsein des menschlichen Geistes auf die Anschauung Gottes bezeichnet. Diese Betonung des Geistes unterscheidet sich z. B. von der Auffassung des Augustinus († 430), daß das Gottverlangen des Menschen auf dessen Glücksstreben beruht. Philosophische Überlegungen weisen darauf hin, daß der menschliche geschaffene Geist auf Unendliches hin unbegrenzt offen ist. Die Offenbarung Gottes besagt, daß das Angebot der Selbstmitteilung Gottes an den Menschen weit über alles hinausgeht, was von diesem erhofft u. ersehnt werden kann. Die Rede vom D. n. soll nicht eine natürliche Erwartungshaltung kennzeichnen, auf die Gottes Gnade ”antwortet“. Vielmehr sucht sie aufzuzeigen, was genau am Menschen es ist, in das hinein rein gnadenhaft u. ungeschuldet Gott selber als konkrete Gegenwart u. als faktisches Ziel kommen kann. In dieser Hinsicht analysiert sie die Struktur des Menschen als dynamische Öffnung u. Offenheit. – Übernatürliches Existential, Gnade .
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