Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Demut
   hat keine genaue Entsprechung in biblischen Begriffen. In der Schrift wird von Niedrigsein, Erniedrigung zunächst im realen Sinn des Arm- u. Unterdrücktseins, dann religiös im Sinn von Anerkennung des Angewiesenseins auf Gott u. ethisch in der negativen Bewertung des Hochmuts gesprochen. Christologisch ist die freiwillige Erniedrigung Jesu (Kenosis) von Bedeutung. Er wird in seiner D. (”humilitas“) bei den Kirchenvätern seit Augustinus († 430) zum großen Vorbild (Nachfolge Jesu ). In der Geschichte der christlichen Spiritualität wird, u. a. in der Konstruktion von ”Stufen“ der D. von Johannes Cassian († um 430) bis Ignatius von Loyola († 1556), D. zu einer servilen Haltung deformiert. Dennoch behält die Tradition der D. ihren Wert als Anregung zur Vermeidung der Selbstgerechtigkeit vor Gott, zur Bekämpfung der Überheblichkeit gegenüber Mitmenschen u. zu realistischer Selbsterkenntnis, zum Ertragen seiner selbst.
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