Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Deismus
   (lat. = Gottesauffassung), jenes Denken über Gott, das an seiner Existenz u. Personalität festhält, auch die Welt mit ihren natürlichen Abläufen (”Naturgesetzen“) als seine Schöpfung annimmt, aber jedes weitere Eingreifen Gottes in diese Abläufe (Vorsehung, Wunder) u. jede übernatürliche Offenbarung ablehnt (der Sache nach schon im 14. Jh. vertreten: Gott als Uhrmacher der Weltuhr). Ausdrücklich trat der D. seit dem Ende des 16. Jh. in den unterschiedlichsten Zusammenhängen hervor u. lebt bis zur Gegenwart immer wieder auf. Er verfolgte berechtigte Anliegen: Läuterung der Religion von abergläubischen Vorstellungen u. von interessebedingten Manipulationen, Versuch einer Religionsverständigung (Toleranz); mit Recht lehnte er eine Vorstellung von Gott als Alles-Erklärer u. Lückenbüßer ab. Da im D. implizit oder explizit die Meinung vertreten wurde, Gott sei bei der Schöpfung nicht frei gewesen (Widersprüche im D. selber) u. da er die gnädige Zuwendung Gottes zu seiner Kreatur, also Gnade u. Offenbarung, ablehnte, wurde er vom I. Vaticanum 1870 verurteilt.
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