Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Christozentrik
heißt jene ausgeprägte Gestalt der christlichen Theologie u. Religiosität, die Jesus Christus so zentral in der Schöpfungs- u. Heilsgeschichte sieht, daß seine Stellung alles andere bedingt u. ordnet. Biblische Grundlagen dafür sind vor allem in Kol 1 u. im Hebr sowie in der Qualifizierung Jesu Christi als des einzigen Mittlers gegeben. In der Theologie waren Anfänge einer Ch. in der kosmologischen Logos-Spekulation gegeben. Erst im 20. Jh. kam die Ch. zu großer Geltung in Dogmatik u. Moraltheologie (P. Teilhard de Chardin † 1955, K. Barth †1968, R. Guardini †1968, H. U. von Balthasar †1988, B. Häring †1998), während sie vorher eher in Spiritualität u. Mystik zu finden war. Ch. besagt, ”daß die natürliche Welt geschaffen ist als Voraussetzung u. Adressat der Selbstmitteilung Gottes in der Geschöpfwerdung des Logos, daß auch die Gnade des Urstandes schon Gnade Christi ist, daß die Sünde als Widerspruch zu Gott in Christus von Gott zugelassen ist, weil sie in Christo eingefangen bleibt in den absoluten Willen zu dieser Selbstmitteilung Gottes, die eo ipso eine erlösende wird, daß die Gnade der Rechtfertigung u. Vergöttlichung, so wie sie uns faktisch gewährt wird, wesentlich Gnade desMenschgewordenen u. Gekreuzigten so sehr ist, daß Gnade u. Inkarnation zwei untrennbareMomente des einen Geheimnisses der Selbstmitteilung Gottes an die Kreatur sind“ (Rahner-Vorgrimler 1961, 67). Diese Sicht der Ch. sieht sich im besonderen Hinblick auf das Judentum u. auf den theozentrischen Glauben des Juden Jesus ernsthaften Fragen ausgesetzt: Kann ohne konstruierende Spekulation gesagt werden, daß alle Gnade ”immer schon“ Gnade Christi ist? Ist das Heil der Menschen zu allen Zeiten u. im gesamten Universum von Jesus Christus vermittelt?
heißt jene ausgeprägte Gestalt der christlichen Theologie u. Religiosität, die Jesus Christus so zentral in der Schöpfungs- u. Heilsgeschichte sieht, daß seine Stellung alles andere bedingt u. ordnet. Biblische Grundlagen dafür sind vor allem in Kol 1 u. im Hebr sowie in der Qualifizierung Jesu Christi als des einzigen Mittlers gegeben. In der Theologie waren Anfänge einer Ch. in der kosmologischen Logos-Spekulation gegeben. Erst im 20. Jh. kam die Ch. zu großer Geltung in Dogmatik u. Moraltheologie (P. Teilhard de Chardin † 1955, K. Barth †1968, R. Guardini †1968, H. U. von Balthasar †1988, B. Häring †1998), während sie vorher eher in Spiritualität u. Mystik zu finden war. Ch. besagt, ”daß die natürliche Welt geschaffen ist als Voraussetzung u. Adressat der Selbstmitteilung Gottes in der Geschöpfwerdung des Logos, daß auch die Gnade des Urstandes schon Gnade Christi ist, daß die Sünde als Widerspruch zu Gott in Christus von Gott zugelassen ist, weil sie in Christo eingefangen bleibt in den absoluten Willen zu dieser Selbstmitteilung Gottes, die eo ipso eine erlösende wird, daß die Gnade der Rechtfertigung u. Vergöttlichung, so wie sie uns faktisch gewährt wird, wesentlich Gnade desMenschgewordenen u. Gekreuzigten so sehr ist, daß Gnade u. Inkarnation zwei untrennbareMomente des einen Geheimnisses der Selbstmitteilung Gottes an die Kreatur sind“ (Rahner-Vorgrimler 1961, 67). Diese Sicht der Ch. sieht sich im besonderen Hinblick auf das Judentum u. auf den theozentrischen Glauben des Juden Jesus ernsthaften Fragen ausgesetzt: Kann ohne konstruierende Spekulation gesagt werden, daß alle Gnade ”immer schon“ Gnade Christi ist? Ist das Heil der Menschen zu allen Zeiten u. im gesamten Universum von Jesus Christus vermittelt?