Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Charisma
(seltenes griech. Wort = Gnadengabe, Gunsterweis) bezeichnet, schon im NT in der Mehrzahl ”Charismen“ verwendet, Einwirkungen des Heiligen Geistes auf die einzelnen Glaubenden, Gaben, die von Gott in vielfältiger Weise spontan gegeben werden, d. h. von Menschen nicht erwirkt oder verdient, vom kirchlichen Amt nicht vorhergesehen, durch die Sakramente nicht erreicht werden können. Sie werden in großem Umfang für den Aufbau u. das Leben der Glaubensgemeinschaft gegeben u. stehen dem kirchlichen Amt bei der Erfüllung seiner Aufgaben zur Seite. Im NT findet sich eine eingehende Reflexion über die Charismen vor allem 1 Kor 12–14. In apostolischer Zeit waren von Bedeutung: Weisheit, Erkenntnis, Stärkung, Unterscheidung der Geister, Gemeindedienste, Sprachengabe. Die Charismen sind nicht auf die Anfangszeit beschränkt. Weil sie der Kirche zu allen Zeiten unvorhersehbar gegeben werden, können sie überall vermutet, müssen sie jeweils neu entdeckt u. akzeptiert werden. Das II. Vaticanum sprach vom Wirken des Geistes Gottes in allen Mitgliedern der Kirche (LG 32 ). Die Neuartigkeit eines Ch. ist kein Grund, seine Herkunft vom Hl. Geist u. seine Kirchlichkeit zu bezweifeln, wenn es auch der sorgfältigen Prüfung bedarf. Ein bedeutsames Ch. war die Armutsbewegung im Mittelalter; ein in der Zeit der Verdunstung des Glaubens u. am Ende der Volkskirche notwendiges Ch. zeigt sich in der Entstehung charismatischer Gemeinschaften. – In ntl. Sicht werden Charismen nicht nur für kirchliche Dienste, sondern auch für persönliche Lebensvollzüge gegeben. Chassidismus (hebr. ”chasid“ = fromm), Sammelbezeichnung für verschiedene Frömmigkeitsbewegungen im Judentum mit volkstümlichem u. zugleich mystischem u. esoterischem Charakter: 1. Die ”Frommen“ (auch Hasidäer) mit besonders strenger Tora-Treue im 2. Jh. v.Chr. (1 Makk 2, 29 ff.42); 2. die aschkenasischen Chasidim im 12.–13. Jh. n.Chr. in Deutschland u. Frankreich mit dem ”Buch der Frommen“; 3. der in Südostpolen seit Anfang des 18. Jh. entstandene Ch., der meistbekannte. Er wird auf den charismatischen Wundertäter Israel ben Eliezer (später Baal Schem Tov, abgekürzt Bescht, 1700–1760) als ”Gründer“ zurückgeführt, hatte große Lehrer u. im 20. Jh. einflußreiche Zeugen wie Martin Buber († 1965) u. Elie Wiesel. Neben mystischen u. esoterischen Sonderlehren ragt der Ch. vor allem durch verinnerlichte, stark emotionale Frömmigkeit, ausgeprägte Pflege des Narrativen u. Betonung musikalischer u. tänzerischer Elemente hervor.
(seltenes griech. Wort = Gnadengabe, Gunsterweis) bezeichnet, schon im NT in der Mehrzahl ”Charismen“ verwendet, Einwirkungen des Heiligen Geistes auf die einzelnen Glaubenden, Gaben, die von Gott in vielfältiger Weise spontan gegeben werden, d. h. von Menschen nicht erwirkt oder verdient, vom kirchlichen Amt nicht vorhergesehen, durch die Sakramente nicht erreicht werden können. Sie werden in großem Umfang für den Aufbau u. das Leben der Glaubensgemeinschaft gegeben u. stehen dem kirchlichen Amt bei der Erfüllung seiner Aufgaben zur Seite. Im NT findet sich eine eingehende Reflexion über die Charismen vor allem 1 Kor 12–14. In apostolischer Zeit waren von Bedeutung: Weisheit, Erkenntnis, Stärkung, Unterscheidung der Geister, Gemeindedienste, Sprachengabe. Die Charismen sind nicht auf die Anfangszeit beschränkt. Weil sie der Kirche zu allen Zeiten unvorhersehbar gegeben werden, können sie überall vermutet, müssen sie jeweils neu entdeckt u. akzeptiert werden. Das II. Vaticanum sprach vom Wirken des Geistes Gottes in allen Mitgliedern der Kirche (LG 32 ). Die Neuartigkeit eines Ch. ist kein Grund, seine Herkunft vom Hl. Geist u. seine Kirchlichkeit zu bezweifeln, wenn es auch der sorgfältigen Prüfung bedarf. Ein bedeutsames Ch. war die Armutsbewegung im Mittelalter; ein in der Zeit der Verdunstung des Glaubens u. am Ende der Volkskirche notwendiges Ch. zeigt sich in der Entstehung charismatischer Gemeinschaften. – In ntl. Sicht werden Charismen nicht nur für kirchliche Dienste, sondern auch für persönliche Lebensvollzüge gegeben. Chassidismus (hebr. ”chasid“ = fromm), Sammelbezeichnung für verschiedene Frömmigkeitsbewegungen im Judentum mit volkstümlichem u. zugleich mystischem u. esoterischem Charakter: 1. Die ”Frommen“ (auch Hasidäer) mit besonders strenger Tora-Treue im 2. Jh. v.Chr. (1 Makk 2, 29 ff.42); 2. die aschkenasischen Chasidim im 12.–13. Jh. n.Chr. in Deutschland u. Frankreich mit dem ”Buch der Frommen“; 3. der in Südostpolen seit Anfang des 18. Jh. entstandene Ch., der meistbekannte. Er wird auf den charismatischen Wundertäter Israel ben Eliezer (später Baal Schem Tov, abgekürzt Bescht, 1700–1760) als ”Gründer“ zurückgeführt, hatte große Lehrer u. im 20. Jh. einflußreiche Zeugen wie Martin Buber († 1965) u. Elie Wiesel. Neben mystischen u. esoterischen Sonderlehren ragt der Ch. vor allem durch verinnerlichte, stark emotionale Frömmigkeit, ausgeprägte Pflege des Narrativen u. Betonung musikalischer u. tänzerischer Elemente hervor.