Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Cartesianismus
   das Denken des kath. französischen Philosophen René Descartes († 1650). Als Übergang zu einer Transzendentalphilosophie stellt es eine wichtige Etappe in der Entwicklung einer neuzeitlichen christlichen Philosophie dar. Kennzeichnend dafür war bereits, daß Descartes in der naturwissenschaftlichenMethode der analytischen Geometrie (Mathematik) das Ideal (nämlich Evidenz u. Ordnung) aller wissenschaftlichen Erkenntnis sah, die ihren Ausgang von einem evidenten Grundprinzip nehmen müsse. Ein unbezweifelbares Grundprinzip der Metaphysik wäre mit der Existenz eines unbezweifelbaren Satzes gegeben. Für Descartes sind bis auf einen evidenten Satz alle Gewißheiten der Erkenntnis u. der sinnenhaften Erfahrungen bezweifelbar (mindestens, weil ein trügerischer Dämon die Hand im Spiel haben könnte). Ein Zweifel ist aber daran nicht möglich, daß der Mensch als denkendesWesen existiert, solang er zweifelt: ”Ich denke, also bin ich“ ist ein Satz evidenter Gewißheit, weil der (denkende) Zweifel unbezweifelbar ist. Ein Mensch ist seiner Wirklichkeit als denkende Sache (”res cogitans“) gewiß. Aus seinem (noch scholastisch begründeten) Gottesdenken, in dem Descartes die unendliche Vollkommenheit u. das Fehlen jedes Betrugs in Gott annahm, zog er die Schlußfolgerung, daß Gott als Schöpfer eine Täuschung des Menschen nicht zuläßt, wenn dieser eine völlige Gewißheit in einer Erkenntnis hat, also muß aus der Idee Gottes im Menschen die Gewißheit von dem existierenden Gott stammen (”Gottesbeweis“). Evident, d. h. kein Betrug Gottes in unserer Erkenntnis, ist auch die Existenz einer sinnlich wahrnehmbarenWelt, einer ”ausgedehnten Sache (res extensa)“. In ihr sind alle Veränderungen mechanisch beschreibbar; alle Organismen sind sich selber regulierende Maschinen. Die ”res cogitans“ u. die ”res extensa“ werden aufgrund dieser mechanistischen Analyse als zwei real voneinander verschiedene Substanzen (nicht Teilsubstanzen, wie im aristotelisch-thomistischen Denken) aufgefaßt, die nicht direkt auf einander einwirken können (Dualismus) .
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