Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Brautsymbolik
   , Brautmystik   In der atl. Brautsymbolik kommt die Glaubensüberzeugung von der einzigartigen, freien Erwählung des Volkes Gottes zu besonders intensivem Ausdruck (Jes 49, 18; 61, 10; Jer 2 u. ö., als Anlaß zu vielen Kommentaren u. Meditationen auch Hld). In den Gleichnissen Jesu (z. B: Mt 22, 1–10; 25, 1–13) ist die Rolle der Braut völlig offengelassen. Die Deutung auf die Glaubensgemeinde setzt mit ntl. Spätschriften (Eph 5, 22–32; Offb 19, 9) ein u. wird bis zum II. Vaticanum weitergeführt (SC 7 , 47 , 84 ). Maria als Typos der Kirche wird ebenfalls als Braut (des Vaters, des Gottessohnes, des Hl. Geistes) bezeichnet. Der Metapher liegt immer die Erwählung zu partnerschaftlichem Gegenüber zugrunde. – Brautmystik bezeichnet jene Gestalt von Mystik, in der sich einMensch als von Gott in einzigartigerWeise geliebt erfährt u. sein Leben als Liebesantwort an Gott ”bräutlich“ zu realisieren versucht. Dabei sind vitale u. affektive Kräfte stark beteiligt; wobei es von persönlicher Biographie, Individualität u. Geschlecht abhängt, inwieweit Sexus u. Eros (sublimiert oder nicht) mitschwingen. Schon in der Kirchenväterzeit u. von da an häufig wird die individuelle Brautmystik mit Sprachen u. Symbolik des atl. Hohenliedes zum Ausdruck gebracht, vor allem um das beharrliche Suchen der Braut-Seele nach dem göttlichen Freund zu beschreiben. Brüder und Schwestern Jesu. Das NT erwähnt an verschiedenen Stellen B. u. Sch. Jesu. Namentlich werden als B. erwähnt: Jakobus, Joses, Judas u. Simon (Mk 6, 3 par.), die Namen der Sch. werden nicht genannt. Die B. u. Sch. verhalten sich nicht verständnisvoll u. solidarisch gegenüber Jesus (Mk , 20 31–35 par., Joh 7, 2–10). Maria, die B. Jesu, die Frauen u. die Apostel bildeten die Urgemeinde in Jerusalem (Apg 1, 13 f.). Nach zahlreichen ntl. Zeugnissen fand Jakobus in der Jerusalemer Gemeinde als ”Herrenbruder “ besondere Anerkennung. Ein theol. Problem wurden die B. u. Sch. im Zusammenhang mit der allmählichen Entwicklung der Glaubensauffassung von einer dauernden Jungfräulichkeit Marias (griech. ”aeiparthenos “; Jungfrauengeburt). Letztere findet sich nicht in den Evangelien; Mt u. Lk berichten nur von einer Empfängnis Jesu durch die JungfrauMaria. Gestützt auf das apokryphe Protoevangelium (2. Jh.), Klemens von Alexandrien († nach 215) u. Origenes († 253) wird in den orthodoxen Ostkirchen angenommen, bei den B. u. Sch. handle es sich um Kinder Josefs aus einer früheren Ehe, also um Stiefgeschwister Jesu. Die kath. Tradition versteht sie seit Hieronymus († 419) als leibliche Verwandte Jesu, da das Hebräische (im Unterschied allerdings zum Griechischen) keine Begriffe für Vettern u. Basen hat u. statt Vettern Brüder sagt, u. verweist darauf, daß Maria nach Lk 1, 27 nicht ältere Kinder gehabt haben könne u. wegen der Pesachwallfahrt nach Jerusalem Lk 2, 41–52 auch jüngere Kinder nicht denkbar gewesen wären; ferner wird geltend gemacht, daß Jesus am Kreuz seine Mutter nicht Johannes anvertraut hätte (Joh 19, 26 f.), wenn er Geschwister gehabt hätte. Die Bedeutung der Frage nach den B. u. Sch. Jesu hängt davon ab, welche theol. u. religiöse Relevanz, abgesehen von dem wichtigen Thema der Empfängnis Jesu, der ”immerwährenden “ Jungfräulichkeit Marias zugemessen wird. Buch. Das Buch ist von den Tontafeln des 3. vorchristlichen Jahrtausends bis zur Konsumware zu Beginn des 3. nachchristlichen Jahrtausends ein einzigartig ausgezeichneter Kulturträger u. ein unentbehrliches Kommunikationsmedium. Judentum, Christentum u. Islam sind nicht die einzigen Buchreligionen, aber es läßt sich fragen, wie anders die Selbsterschließung Gottes in einer Offenbarungsgeschichte, auf der diese Religionen beruhen, ohne Buch hätte überliefert u. verbreitet werden können. Das Angewiesensein des Glaubens u. der Glaubensboten auf Bücher gehört zu den Konkretionen des Kommens Gottes zu den Menschen (Offb 1, 3). Sind auf der einen Seite Engführungen kritisch zu betrachten – das Gottesbild des Buchhalters, eine unhistorische Praxis des Schriftprinzips –, so erweisen sich anderseits Bücher u. Lesekultur als unentbehrlich für den Fortbestand der monotheistischen Religionen. Der Glaube findet nicht allein im Hören der (oft nicht kompetenten) Verkündigung, sondern oft auch im Lesen Ursprung u. Vertiefung.
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