Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Blut
   In der hebr. Bibel werden B. u. Leben identifiziert; wie das Leben ist das B. ausschließliches Eigentum Gottes. B. u. Seele (”nephesch“) werden daher ebenfalls parallel gebraucht. Blutvergießen ist gleichbedeutend mit gewaltsamem Tod. Von da her wird das im biblischen u. im heutigen Judentum strikt geltende Verbot des Genusses von B. verständlich. Wie in vielen antiken Regionen, so spielt auch in der israelitischen Opferliturgie das B. eine große Rolle: ihm wird sündentilgende, reinigende u. heiligende Kraft zugeschrieben, die ihm Gott zum Heil der Menschen geschenkt hat (Lev 17, 11). Dieses Verständnis des ”sühnenden“ (= entsündigenden) Blutvergießens wird in manchen Texten des NT (v. a. im Hebr) auf das B. Jesu Christi übertragen. In der Pesach- (Pascha-) Feier hatte das B. abwehrende (apotropäische) u. schützende Funktion. Auch in diesem Sinn spricht das NTmanchmal vom B. Jesu, durch das die Glaubenden gerettet sind. Schließlich ist das Aussprengen des B. beim Bundesschluß am Sinai ein Symbol des Bundes, da es zugleich auf den Altar als Symbol der Gegenwart Gottes u. auf das versammelte Volk ausgesprengt wurde. Diese Auffassung wird im NTebenfalls im Hinblick auf das B. Jesu vorgetragen (außer im Becherwort des Abendmahls nach 1 Kor 11, 25; Lk 22, 20 v. a. Hebr 9, 8–22). Die Erkenntnis der Übertragung der dreifachen Bedeutung des B. auf das B. Jesu läßt die sozio-kulturelle Zeitbedingtheit erkennen. Mißverständnisse bleiben abzuwehren sowohl in der Gottesauffassung, als habe Gott blutgierig Genugtuung durch den blutigen Tod Jesu gefordert u. erhalten (Satisfaktionstheorie), als auch hinsichtlich einer vermeintlich magischen Kraft des B.
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