Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Betrachtung
   ist ein Wort der kath.-kirchlichen Spiritualität; es bezeichnet das individuelle Erwägen einzelner Glaubensinhalte, verbunden mit innerem Gebet, u. zwar auch mit praktisch-ethischer Zielsetzung. Eine Betonung liegt auf dem Nachdenken u. auf der Bestimmtheit durch denWillen; darin liegt ein Unterschied zur Kontemplation, die stärker passiven Charakter hat. Die Meditation ist eher auf Öffnung u. Veränderung des Bewußtseins gerichtet u. wendet sich nicht notwendigerweise Glaubensinhalten zu. Die traditionelle Betrachtungsmethode grenzt den Betrachtungsstoff einteilend ab, müht sich um sinnenhafte Vergegenwärtigung des Betrachtungsthemas u. bringt die personale Gottesbeziehung zu deutlichstem Bewußtsein. Durch diese Methode unterscheidet sich die B. vom rational-diskursiven Nachdenken. Die kirchlich empfohlene B. ist wegen der Gefahr rationalistischer Trockenheit u. schematischer Zwänge oft durch die Therapie versprechende Meditation verdrängt worden, doch ist eine theologisch, d. h. durch Denken u. Reflexion bestimmte B. für das innere, persönliche Gebet unverzichtbar.
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