Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Beschneidung
   im biblischen Sprachgebrauch meint nur die Entfernung der Vorhaut am männlichen Geschlechtsglied, nicht auch die Verstümmelung von Mädchen. Der archaische Ritus wurde in der Abrahams-Überlieferung dahingehend interpretiert, daß die B. das Zeichen des Bundes sei (Gen 17, 9–14). In Verfolgungszeiten wurde die B. das Zeichen der Glaubenstreue. Im Ersten Testament ist auch von einer B. des Herzens die Rede. Das Neue Testament berichtet von der B. Johannes des Täufers u. Jesu (bis 1960 ein röm.-kath. Fest am 1. Januar). Im Zusammenhang mit der Heidenmission der Urkirche entstand ein innerkirchlicher Konflikt, der durch die Entscheidung des ”Apostelkonzils“, bei bekehrten Heiden auf die B. zu verzichten, gelöst wurde (Apg 15, 6–31). Offenbar in Auseinandersetzung mit dem Judenchristentum äußerte Paulus, daß bei Abraham nicht die B., sondern der Glaube heilsentscheidend war (Gal 4, 9–12); er griff auf die B. des Herzens zurück (Röm 2, 25–29). Der deuteropaulinische Kol nennt die Taufe unter Abwertung der alten B. ”Christus-B.“ (Kol 2, 11 f.). Die theol. Tradition rechnete die B. zu den aus Glauben rechtfertigenden Sakramenten des Alten Bundes. Während das orthodoxe Judentum bis zur Gegenwart an der B. als Bundeszeichen festhält, kann sie seit Ende des 19. Jh. nach dem Reformjudentum durch ein Tauchbad ersetzt werden.
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