Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Ärgernis
als deutsches Wort wohl von M. Luther († 1546) in die Theologie eingeführt, hat im AT hebr. Äquivalente mit den Bedeutungszusammenhängen ”Falle stellen“, ”Weg behindern“. Im NT bezeichnet ”skandalon“ (griech. = Falle) den ”Anstoß“ mit Verletzung gewohnter religiöser Gefühle bei Jesus. Er ist ”Zeichen des Widerspruchs“ (Lk 2, 34; vgl. Mt 11, 6; 1 Kor 1, 18 – 2, 16), den er gegenüber zeitgenössischenMessiaserwartungen u. in seiner Praxis u. Lehre gegenüber der Selbstgerechtigkeit erhebt. Nach Meinung des Paulus nehmen Nichtverstehende Ä. an seiner Predigt des gekreuzigten Jesus (1 Kor 1, 23 f.; Gal 5, 11). Lk 17, 1 referiert ein Jesuswort, nachdem Ärgernisse ”sein müssen“ u. doch vom Weheruf Jesu getroffen werden. – In der Moraltheologie wird zwischen aktivem u. passivem Ä. unterschieden. Aktives Ä. (”scandalum diabolicum“) ist bewußte Provokation der religiösen Gläubigkeit u. Lebensführung, Verführung zur Sünde. Es gilt als Sünde gegen die Liebe; seine Vergebung ist mit der Pflicht verbunden, den Schaden wiedergutzumachen. Beim passiven Ä. gilt die Aufmerksamkeit zunächst einem Ä., das in der Tradition eine zutiefst bedauerliche Bezeichnung, nämlich ”pharisäisches Ä.“ (”scandalum pharisaicum“) erhalten hat, das der authentischen Religiosität der Pharisäer Unrecht tut. Es wäre besser mit ”Ä. der Hochmütigen“ wiederzugeben: wenn ein Verhalten in sich gut u. von guten Intentionen u. Motiven gesteuert ist, aber bei uneinsichtigen Selbstgerechten Anstoß erregt. Dieses Ä. darf nicht vermieden werden. Bewußte Provokation ist oft Anlaß für Besinnung, Dialog u. Reform. Das ”Ä. der Kleinen“ (”scandalum pusillorum “) besteht aus einem Verhalten, das für geistig unreife, charakterschwache Menschen Anlaß zur Sünde wird; es ist nicht immer vermeidbar. Wie bei allem Tun sollten die Folgen von vornherein mit bedacht werden. Ein Ä. geben Kirche u. Christentum, wenn sie ihre Verantwortung für menschliche Verhältnisse in der Welt (gegen Ungerechtigkeit u. Krieg) nicht wahrnehmen, aber verbal stets das Gegenteil beteuern.
als deutsches Wort wohl von M. Luther († 1546) in die Theologie eingeführt, hat im AT hebr. Äquivalente mit den Bedeutungszusammenhängen ”Falle stellen“, ”Weg behindern“. Im NT bezeichnet ”skandalon“ (griech. = Falle) den ”Anstoß“ mit Verletzung gewohnter religiöser Gefühle bei Jesus. Er ist ”Zeichen des Widerspruchs“ (Lk 2, 34; vgl. Mt 11, 6; 1 Kor 1, 18 – 2, 16), den er gegenüber zeitgenössischenMessiaserwartungen u. in seiner Praxis u. Lehre gegenüber der Selbstgerechtigkeit erhebt. Nach Meinung des Paulus nehmen Nichtverstehende Ä. an seiner Predigt des gekreuzigten Jesus (1 Kor 1, 23 f.; Gal 5, 11). Lk 17, 1 referiert ein Jesuswort, nachdem Ärgernisse ”sein müssen“ u. doch vom Weheruf Jesu getroffen werden. – In der Moraltheologie wird zwischen aktivem u. passivem Ä. unterschieden. Aktives Ä. (”scandalum diabolicum“) ist bewußte Provokation der religiösen Gläubigkeit u. Lebensführung, Verführung zur Sünde. Es gilt als Sünde gegen die Liebe; seine Vergebung ist mit der Pflicht verbunden, den Schaden wiedergutzumachen. Beim passiven Ä. gilt die Aufmerksamkeit zunächst einem Ä., das in der Tradition eine zutiefst bedauerliche Bezeichnung, nämlich ”pharisäisches Ä.“ (”scandalum pharisaicum“) erhalten hat, das der authentischen Religiosität der Pharisäer Unrecht tut. Es wäre besser mit ”Ä. der Hochmütigen“ wiederzugeben: wenn ein Verhalten in sich gut u. von guten Intentionen u. Motiven gesteuert ist, aber bei uneinsichtigen Selbstgerechten Anstoß erregt. Dieses Ä. darf nicht vermieden werden. Bewußte Provokation ist oft Anlaß für Besinnung, Dialog u. Reform. Das ”Ä. der Kleinen“ (”scandalum pusillorum “) besteht aus einem Verhalten, das für geistig unreife, charakterschwache Menschen Anlaß zur Sünde wird; es ist nicht immer vermeidbar. Wie bei allem Tun sollten die Folgen von vornherein mit bedacht werden. Ein Ä. geben Kirche u. Christentum, wenn sie ihre Verantwortung für menschliche Verhältnisse in der Welt (gegen Ungerechtigkeit u. Krieg) nicht wahrnehmen, aber verbal stets das Gegenteil beteuern.