Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Apokatastasis
   (griech. = Wiederherstellung, im ev. Sprachgebrauch oft: Wiedereinbringung), in Apg , 21 die Wiederherstellung der paradiesischen Heilsgüter durch den Messias (im Frühjudentum u. Mk 9, 12 dem Propheten Elija zugeschrieben, im Sinn einer Bereitung des Volkes für den Messias Mk 9, 13 im Hinblick auf Johannes den Täufer ausgesagt), bezeichnet in der späteren Theologie die ”Allversöhnung“, die Wiederherstellung der ganzen Schöpfung in einem Zustand vollkommener Heilung, Versöhnung, Vollendung u. Seligkeit, einschließlich der schweren Sünder, der Verdammten in der Hölle u. der Dämonen. Eine radikale A.-Lehre wurde schon im Altertum Origenes († 253) zugeschrieben. Er hat wohl damit gerechnet, daß nach unendlich langen Zeiträumen ”alle vernunftbegabten Seelen“ in einen vollkommenen Vollendungszustand zurückgeführt würden, der den Anfangszustand durch die Erfahrung vollkommener Liebe überbieten u. alle vor einem neuen Abfall schützen würde. Daß er behauptet habe, auch der Teufel würde erlöst werden, wies er als verleumderische Unterstellung zurück. Die A.-Lehre war ein wichtiger Bestandteil des später konstruierten Origenismus. Eifernde Mönche, die mit entstellten Zitaten gegen Origenes agitierten, erreichten seine Verurteilung u. die Ablehnung einer völligen A. 300 Jahre nach seinem Tod durch Kaiser Justinian I. u. eine Provinzialsynode von Konstantinopel (543). Eine A. wurde im Lauf der Kirchen- u. Theologiegeschichte immer wieder gelehrt oder erhofft. Neben bedeutenden Theologen der griechischen Patristik (die nicht verurteilt wurden) u. einzelnen Theologen des Mittelalters sind viele kath. u. ev. Theologen u. Theologinnen der Neuzeit zu nennen. Auf der Gegenseite wurde die Meinung vom doppelten Ausgang des Gerichts einschließlich der ewigen Verdammung der Todsünder mit Gewißheit vertreten (Augustinus †430 als der geistesgeschichtlich einflußreichste Antipode des Origenes). Der Sache nach ist zu unterscheiden zwischen einer sicheren positiven Aussage einer A., die sich ein gewisses Urteil über den Ausgang der Geschichte anmaßt, das Menschen nicht zusteht, u. der festen Hoffnung auf die endgültige Rettung aller Menschen im ewigen Heil bei Gott, die im Vertrauen auf die Macht u. Barmherzigkeit Gottes gründet u. von der Nächstenliebe her geboten ist. Die Theologie hat über die Möglichkeiten Gottes, Freiheitsentscheidungen seiner Geschöpfe positiv zu verändern, ohne die Freiheit zu zerstören u. den schöpferischen Anfang, als ”alles gut“ war, unendlich zu überbieten, keine Einsichten u. keine Entscheidungsbefugnis.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Apokatastasis