Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Antinomismus
   (griech. = gegen die Berechtigung jedes Gesetzes gerichtete Haltung) galt in der Theologiegeschichte als Bezeichnung für die Auffassung, mit dem Kommen des Evangeliums habe die Verpflichtung des ”Sittengesetzes “ für Christen aufgehört. – In der Philosophie heißt Antinomie der (scheinbar nicht aufzulösende)Widerspruch zwischen zwei Prinzipien oder Gesetzen, die sich zwar gleich gut begründen lassen, einander aber ausschließen; als Problem von den Sophisten, Platon († 347 v.Chr.), I. Kant († 1804) u. von der modernen Logik behandelt. In der Theologie führt die Notwendigkeit, alles Bedingte auf den Unbedingten als letzten Grund zurückzuführen, zur Gottesrede im Paradox (Coincidentia oppositorum ). – Antinomistenstreit heißen Kämpfe innerhalb des Luthertums des 16. Jh. über den Stellenwert des Gesetzes für das Leben der Christen u. in der Predigt (stärkste Affirmation bei M. Luther: Das Gesetz ist wegen der äußeren Disziplin, wegen des allgemeinen Friedens, vor allem aber zur Sündenerkenntnis notwendig).
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