Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Anthroposophie
   (griech. = weises Wissen vom Menschen), Bezeichnung einer theosophischen Weltanschauung (Theosophie) u. einer von Rudolf Steiner († 1925) gegründeten Gesellschaft, die auf dieser weltanschaulichen Basis pädagogisch, heilpädagogisch u. ökologisch Menschen zu einer bewußten geistig-moralischen Höherentwicklung u. zur Integration in die Prozesse des Kosmos bringen will. Das von Steiner errichtete Lehrsystem (keine Dogmen) besteht aus Erkenntnissen, die u. a. dem griechischen Denken, der indischen Mentalität, der Mystik u. dem philosophischen Idealismus frei auswählend entnommen sind. Es kann erst nach langjähriger Einübung auch hellseherischer Kräfte (Parapsychologie) erfaßt werden: Das Geistige ist der Urgrund u. das Ziel alles dessen, was ist. In einer Ursünde hat sich das Materielle vom Geistigen abgespalten; in diesem Kontext ist auch die Entstehung der ”Erde“ zu sehen. In einem Prozeß von sieben Stufen zu je sieben Perioden soll dieWelt wieder zum Geistigen zurückgelangen; dabei sind die Einflüsse von Geistwesen wichtig, unter denen der Sonnengeist Christus der bedeutendste ist. Das kosmische Wesen Christus inkarnierte sich, vorbereitet durch Zarathustra u. Buddha, in Jesus von Nazaret, um die Menschheit vor dem Untergang im Materiellen zu bewahren u. um vor allem durch Golgatha Impulse für die Entdeckung der höheren Kräfte im Menschen zu geben. Der einzelne Mensch hat die Lebensaufgabe, über die hemmenden Naturanteile hinaus zum rein Geistigen zu kommen. Das ist nur in immer neuen Anläufen zur Läuterung möglich, da es Rückfälle durch böses Verhalten gibt. Das jeweilige Leben muß somit die Ergebnisse früherer Existenzen aufarbeiten; zugleich entscheidet es über die Gestalt des nächsten Lebens (Reinkarnation nicht als verhängnisvoller Kreislauf, sondern als Wiederholung von Chancen).
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