Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Anonymes Christsein
ist ein von K. Rahner († 1984) geprägtes Stichwort, das zwei Mißverständnissen ausgesetzt ist: a) es wolle Nichtchristen auch gegen ihren Willen als Christen vereinnahmen, und b) es enthalte in sich einenWiderspruch, da es Christsein nur im offenen Bekenntnis, nicht aber ”anonym“ geben könne. InWirklichkeit soll die Bezeichnung nur zur Klärung einer innertheologischen Frage dienen. Ausgangspunkt ist die Forderung der Offenbarung Gottes, die zum Heil eines Menschen Glauben u. Taufe (u. damit Kirchenzugehörigkeit) verlangt (am nachdrücklichsten Mk 16, 16; Joh , 5 18). Die Theologie hat sich schon im Mittelalter bemüht, auch in Nichtglaubenden u. Nichtgetauften Elemente dessen ausfindig zu machen, was zum Heil notwendig ist (z. B. unter dem Stichwort einer ”fides implicita“, eines ”einschlußweisen Glaubens“ oder eines Votum) . Bei Rahner bezieht sich das genauere Wie des Vorhandenseins solcher Elemente auf zwei Gegebenheiten: a) die Heiligung der ganzen Menschheit durch die Annahme der unwiderruflichen Zusage Gottes in Jesus Christus, also durch die Inkarnation, b) die Befolgung eines Gewissensspruchs, der als absolute sittliche Verpflichtung aufgefaßt wird; ein solcher Gehorsam gegenüber dem Gewissen wird von der Theologie als von der Gnade Gottes getragene Anerkennung dessen, der im Gewissen spricht, also Gottes, u. damit als Heilsakt aufgefaßt. Aus Rahners Theologie einer transzendentalen Offenbarung, die gemäß der Geschichtlichkeit des Menschen ”kategorial“ (geschichtlich, greifbar, konkret, gesellschaftlich) angenommen u. realisiert werden will, ergibt sich, daß die Glaubensverkündigung damit nicht überflüssig, sondern erst recht verpflichtend wird. – Das II. Vaticanum hat sich auf die Frage nach dem Wie des Heils auch der Nichtglaubenden nicht eingelassen, aber im Vertrauen auf den universalen, wirksamen Heilswillen Gottes auf Wege zur Rettung hingewiesen, die Gott allein kennt (LG 16 ; GS 22 ; AG 7 ).
ist ein von K. Rahner († 1984) geprägtes Stichwort, das zwei Mißverständnissen ausgesetzt ist: a) es wolle Nichtchristen auch gegen ihren Willen als Christen vereinnahmen, und b) es enthalte in sich einenWiderspruch, da es Christsein nur im offenen Bekenntnis, nicht aber ”anonym“ geben könne. InWirklichkeit soll die Bezeichnung nur zur Klärung einer innertheologischen Frage dienen. Ausgangspunkt ist die Forderung der Offenbarung Gottes, die zum Heil eines Menschen Glauben u. Taufe (u. damit Kirchenzugehörigkeit) verlangt (am nachdrücklichsten Mk 16, 16; Joh , 5 18). Die Theologie hat sich schon im Mittelalter bemüht, auch in Nichtglaubenden u. Nichtgetauften Elemente dessen ausfindig zu machen, was zum Heil notwendig ist (z. B. unter dem Stichwort einer ”fides implicita“, eines ”einschlußweisen Glaubens“ oder eines Votum) . Bei Rahner bezieht sich das genauere Wie des Vorhandenseins solcher Elemente auf zwei Gegebenheiten: a) die Heiligung der ganzen Menschheit durch die Annahme der unwiderruflichen Zusage Gottes in Jesus Christus, also durch die Inkarnation, b) die Befolgung eines Gewissensspruchs, der als absolute sittliche Verpflichtung aufgefaßt wird; ein solcher Gehorsam gegenüber dem Gewissen wird von der Theologie als von der Gnade Gottes getragene Anerkennung dessen, der im Gewissen spricht, also Gottes, u. damit als Heilsakt aufgefaßt. Aus Rahners Theologie einer transzendentalen Offenbarung, die gemäß der Geschichtlichkeit des Menschen ”kategorial“ (geschichtlich, greifbar, konkret, gesellschaftlich) angenommen u. realisiert werden will, ergibt sich, daß die Glaubensverkündigung damit nicht überflüssig, sondern erst recht verpflichtend wird. – Das II. Vaticanum hat sich auf die Frage nach dem Wie des Heils auch der Nichtglaubenden nicht eingelassen, aber im Vertrauen auf den universalen, wirksamen Heilswillen Gottes auf Wege zur Rettung hingewiesen, die Gott allein kennt (LG 16 ; GS 22 ; AG 7 ).