Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Allmacht Gottes
Dort, wo Liturgie u. Theologie die Eigenschaften Gottes aufzählend nennen, um die Göttlichkeit Gottes rühmend u . umschreibend von allem Nichtgöttlichen abzuheben, wird Gott meist an erster Stelle der ”Allmächtige“ genannt. In den Gotteserfahrungen der atl. Glaubenszeugen wurde Gott zunächst als der mächtige, genügende Gott der Vorfahren (”El Schaddaj“), als der allen widrigen Mächten Überlegene (”JHWH Zebaot“) erkannt. Diese Gottespreisungen wurden in der LXX oft mit ”Allherrscher“ (”Pantokrator“) wiedergegeben (im NTselten). Damit war der Blick monotheistisch ausgeweitet: Dem in der Schöpfung, d.h. in Natur u. Geschichte unbegrenzt wirkmächtigen Gott steht kein anderes Prinzip entgegen, keine Größe vermag seine Macht zu begrenzen. – Die Übersetzung von ”Pantokrator“ mit ”Omnipotens“ in der Vg. u. in den Glaubensbekenntnissen bringt die Gefahr des Mißverständnisses hervor, als sei Gott jederzeit in der Lage, alles das zu verwirklichen, was nicht innerlich-philosophisch (wie: hölzernes Eisen) oder moralisch (wie das Böse) unmöglich ist. Bei dieser Meinung drängt sich das Problem der Theodizee besonders belastend auf. Die Theologie muß das Bewußtsein dafür vermitteln, daß ”Allmacht“ nur ein analoges menschlichesWort, von einer positiven Bedeutung des Begriffs ”Macht“ aus gebildet, ist, das sich gegen die vermeintliche Macht des faktisch Gegebenen u. Herrschenden richtet. Dabei sind aus der Tradition drei Inhalte zu bedenken:
1. Gottes Macht ist nicht Alleinwirksamkeit, sondern bekundet sich als schöpferische Macht in der Befähigung der Menschen, frei u. verantwortlich zu handeln, u. in der Befähigung der Kreatur zur Selbsttranszendenz (Gottes Bejahung der Evolution);
2. die Liturgie bekennt von Gott, er übe seine A. vor allem im Verschonen u. Erbarmen aus;
3. Glauben gegen die Bedrängnis durch das Faktische bedeutet Vertrauen darauf, daß Gott sich am Ende als der in Wahrheit Geschichtsmächtige u. als der rettende Anwalt aller kreatürlichen Opfer erweisen werde. Die traditionelle Redeweise, daß Gottes A. das innerlich Unmögliche nicht bewirken könne, wird dadurch korrigiert, daß alle Möglichkeiten in Gott gründen u. daher nicht unser Urteil über Möglichkeit oder Unmöglichkeit, sondern Gottes Unbegreiflichkeit das letzte Wort ist . Die Theodizee vermag A. u. Güte Gottes nicht zu versöhnen.
Dort, wo Liturgie u. Theologie die Eigenschaften Gottes aufzählend nennen, um die Göttlichkeit Gottes rühmend u . umschreibend von allem Nichtgöttlichen abzuheben, wird Gott meist an erster Stelle der ”Allmächtige“ genannt. In den Gotteserfahrungen der atl. Glaubenszeugen wurde Gott zunächst als der mächtige, genügende Gott der Vorfahren (”El Schaddaj“), als der allen widrigen Mächten Überlegene (”JHWH Zebaot“) erkannt. Diese Gottespreisungen wurden in der LXX oft mit ”Allherrscher“ (”Pantokrator“) wiedergegeben (im NTselten). Damit war der Blick monotheistisch ausgeweitet: Dem in der Schöpfung, d.h. in Natur u. Geschichte unbegrenzt wirkmächtigen Gott steht kein anderes Prinzip entgegen, keine Größe vermag seine Macht zu begrenzen. – Die Übersetzung von ”Pantokrator“ mit ”Omnipotens“ in der Vg. u. in den Glaubensbekenntnissen bringt die Gefahr des Mißverständnisses hervor, als sei Gott jederzeit in der Lage, alles das zu verwirklichen, was nicht innerlich-philosophisch (wie: hölzernes Eisen) oder moralisch (wie das Böse) unmöglich ist. Bei dieser Meinung drängt sich das Problem der Theodizee besonders belastend auf. Die Theologie muß das Bewußtsein dafür vermitteln, daß ”Allmacht“ nur ein analoges menschlichesWort, von einer positiven Bedeutung des Begriffs ”Macht“ aus gebildet, ist, das sich gegen die vermeintliche Macht des faktisch Gegebenen u. Herrschenden richtet. Dabei sind aus der Tradition drei Inhalte zu bedenken:
1. Gottes Macht ist nicht Alleinwirksamkeit, sondern bekundet sich als schöpferische Macht in der Befähigung der Menschen, frei u. verantwortlich zu handeln, u. in der Befähigung der Kreatur zur Selbsttranszendenz (Gottes Bejahung der Evolution);
2. die Liturgie bekennt von Gott, er übe seine A. vor allem im Verschonen u. Erbarmen aus;
3. Glauben gegen die Bedrängnis durch das Faktische bedeutet Vertrauen darauf, daß Gott sich am Ende als der in Wahrheit Geschichtsmächtige u. als der rettende Anwalt aller kreatürlichen Opfer erweisen werde. Die traditionelle Redeweise, daß Gottes A. das innerlich Unmögliche nicht bewirken könne, wird dadurch korrigiert, daß alle Möglichkeiten in Gott gründen u. daher nicht unser Urteil über Möglichkeit oder Unmöglichkeit, sondern Gottes Unbegreiflichkeit das letzte Wort ist . Die Theodizee vermag A. u. Güte Gottes nicht zu versöhnen.