Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Absolutheit{ (Absolutheitsanspruch)} des Christentums
   Es handelt sich um eine mißverständliche, interpretationsbedürftige Wortprägung, die, ausgehend von G. W. F. Hegels († 1831) Begriff der ”absoluten Religion “, im 19. Jh. in der ev. Theologie viel verwendet u. diskutiert wurde u. in der 1. Hälfte des 20. Jh. auch in die kath. Theologie eindrang. Drei Gesichtspunkte sind zu unterscheiden: 1) Es gehört zum unaufgebbaren Kern des christlichen Glaubens, daß der allein absolute Gott sich dem Bedingten u. Endlichen selber mitgeteilt hat u. mitteilt (Selbstmitteilung Gottes ) u. daß er in Jesus Christus das Bedingte u. Endliche, das Menschsein, in unbedingter Weise selber angenommen hat. Dieses Verhältnis Gottes zum Geschaffenen läßt sich gedanklich nicht überholen. Wenn darin ein Anspruch auf A. liegt, kommt er Gott allein u. seinem Verhältnis zur Kreatur zu. – 2) Insofern in diesem von Gott selber geoffenbarten Verhältnis Gottes zu seiner Kreatur ein Angebot des endgültigen Heils ergangen ist, stellt sich die Frage, inwieweit dieses auch ohne ausdrücklichen christlichen, d. h. Christus-Glauben angenommen werden kann. Religionsgeschichtlich sieht sich das Judentum vor einer parallelen Frage. Die Antwort muß von dem Grundsatz ausgehen, daß Gott allein über das ewige Geschick der Menschen entscheidet (Anonymes Christsein ). – 3) Gehört jedoch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft zu den von Gott geoffenbarten Bedingungen des ewigen Heils eines Menschen? In kath. Sicht kennt Gott allein die konkreten Heilswege, auf denen er Menschen zu sich führt. Die Funktion der christlichen Kirche als Heilszeichen für Welt u. Menschheit darf nicht mit dem trivialen Schlagwort ”alleinseligmachend “ wiedergegeben werden (Extra Ecclesiam nulla salus ). Erst recht darf eine endliche, historisch bedingte u. sündige Religionsgemeinschaft nicht zu einem Absoluten gemacht werden. (Vgl. auch die biblischen Aussagen zum nie gekündigten Gottesbund mit Noach, zum Gottespriester Melkisedek Gen 14, 18–20, zur wahren Gottesverehrung auch bei Heiden Mal 1, 11.) Dennoch stellt in der Sicht des Glaubens die Zugehörigkeit eines Menschen zu einer bestimmten sozio-kulturellen u. institutionell verfaßten Situation einen Anruf Gottes an ihn dar, der bei entsprechender, nicht schuldhaft niedergehaltener Erkenntnis absolut verpflichtenden Charakter annehmen kann.
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