Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Abraham
   (zunächst hebr. ”Abram“ = der Vater ist erhaben, dann ”Abraham “ nach Gen 17, 4 f. = Vater der Völker), eine theol. bedeutende biblische Gestalt, nach überwiegender exegetischer Meinung eine historische Persönlichkeit des 2. vorchristlichen Jahrtausends, von der im AT die Erzählungen Gen 11–25 sprechen. Diese Erzählungen gehören unterschiedlichen Quellenschichten an. Nach der ältesten erging an A. eine Verheißung Gottes, daß in ihm alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden würden. In dieser Linie wird A., der aufgrund des göttlichen Anrufs vertrauensvoll die Heimat verließ u. mit seiner JHWH verehrenden Sippe eine lebenslange Wanderung auf sich nahm, als Urbild des glaubenden Menschen gezeichnet. Er versagt allerdings mehrfach u. wird Gen 22 belehrt, was der Glaube von Gott nicht annehmen darf (nämlich daß Gott Menschenopfer fordere). Durch Gottes Bund mit A. u. die Bundesverheißung wurde A. zum Ahnherrn Israels. Die Israeliten im babylonischen Exil sahen in ihm den Inbegriff der Fortdauer der ihnen geltenden Gottesverheißung. A. gilt dem AT aber auch als Stammvater der arabischen Völker (daher seine hervorragende Rolle im Koran). Der Gott der unwiderruflichen Offenbarung in Jesus, der Gott des NT , ist der Gott Abrahams, Isaaks u. Jakobs, die Jesus auch nach ihrem Tod als in Gott Lebendige bezeichnete (Mk 12, 26 f.). Die Aussage des AT , daß Abrahams Glaube ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde (Gen 15, 6), nahm Paulus zum Ausgangspunkt seiner Ablehnung einer Gerechtigkeit vor Gott aus Werken (der Gesetzesbeobachtung) (Röm 4; Gal 3 f.). Das NT fügt zur leiblichen Abstammung der Juden u. so auch Jesu (Mt 1, 1) von A. die Abstammung von ihm im Glauben hinzu. In der Sicht des II. Vaticanums verbindet die Kindschaft Abrahams Juden, Christen u. Muslime (LG 16 ; NA f .).
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