Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zwischen
aus mhd. enzwischen, worin en- abgeschwächtes 1"in" und zwischen Dativ Plural eines sonst untergegangenen Adjektivs ahd. zwiscizu zweit, zweifach‹, zu ↑ "zwei" (vgl. engl. betwixt). Es hat eine ähnliche Entwicklung stattgefunden wie bei ↑ "mitten" (L012 Otto Behaghel, Syntax 2,32);1 die erstarrte Form ist zu einer Präposition geworden, die auf einen Raum weist, der von zwei Seiten durch je eine Gruppe von Gegenständen begrenzt wird. Es ist in dieser Funktion an die Stelle von ↑ "unter"(1.1) getreten. Nach der Analogie anderer Präpositionen wird es mit Dativ oder Akkusativ verbunden: er steht zwischen mir und dir, zwischen den beiden Heeren sie stellt sich zwischen dich und mich, zwischen die beiden Heere. Nicht selten wird es ungenau gebraucht wie jetzt "unter"(1.1.2), schon bei Luther und säete Unkraut zwischen den Weizen. Es wird übertragen auf Zuständliches: es ist ein großer Unterschied zwischen beiden Brüdern, er schwebt zwischen Furcht und Hoffnung, ein Mittelding zwischen Kind und Jüngling, die Mittelstraße zwischen zwei Abwegen; zuweilen mit unlogischer Doppelsetzung: zwischen einem Geheimdenrate wie Er und zwischen einem Magister (Lessing), ihm ist nur die Wahl gelassen zwischen Ketten zwischen Tod (Grillparzer). Ferner auf die Zeit: zwischen Mittag und Abend, zwischen zwei und drei Uhr. Luther häufig zwischen Abendsgegen Abend‹. Landschaftlich zwischen Lichtin der Dämmerung‹ (Schiller);
2 als Adverb nur in dazwischen, hierzwischen, wozwischen, wo es die Präposition vertritt, und in zwischendurch, zwischendrin, noch schweiz. zwischenhineindann und wann‹ (M.Frisch; L337 WdG). Sonst wird als Adverb die volle Form ↑ "inzwischen" gebraucht, heute nur zeitlich;
3 mit Substantiven geht zwischen Zusammensetzungen ein, wobei es sich gleichfalls außer auf den Raum auch auf Zustand und Zeit beziehen kann: seit dem 17. Jahrhundert (L059 DWb) Zwischenfrage, Zwischenrede, Zwischenraum, Zwischenspiel (1653 Rist), Zwischenzeit; seit dem 18. Jahrhundert oder jünger Zwischenakt, Zwischendeck, Zwischending, Zwischenhandel, Zwischenstufe; Zwischenruf anfangs allgemein mit einem frechen zwischenruf das scheltwort… erwidernd (Mörike; L059 DWb), dann parlamentarischer Brauch: die liberalen… unterbrachen den redner… durch zwischenrufe (Bebel; ebenda).
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