Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zweifel
ahd. zwival, mhd. zwivel, altgermanisch (got. tweifls), gebildet wie griech. diplóos, lat. dupluszweifach (gespalten)‹: Zusammensetzung aus ↑ "zwei" und der Wurzel -pel in ↑ "falten"; Zweifel ist Substantiv des gleichlautenden, im 16. Jahrhundert untergegangenen Adjektivs; ⇓ "S075"Wechsel zwischen unterschiedlichen Haltungen zu etwas, schwankende Ungewißheit, Ungläubigkeit‹; in Wendungen einerseits ich bin in Zweifel darüber, andererseits unpersönlich: das ist außer allem Zweifel; das ist über allen Zweifel erhaben; Freilich, wenn ihr den Zweifel lobt / So lobt nicht / Das Zweifeln, das ein Verzweifeln ist! (B.A024 Bertolt Brecht, Lob des Zweifels); ohne Zweifel, mhd. / frühnhd. mit nachgestelltem ohne, woraus zweifelsohne (16. Jahrhundert).zweifelhaft (mhd. zwivelhaft): ich bin zweifelhaft darüber das ist (mir) zweifelhaft; vgl.: selbst zweifelhaft darüber (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 31.1.12); an einer radikalen Kur… zweifelhaft bleibe (ders. , Brief vom 25.9.09); zweifelhaft ob ich schreiben sollte (ders. , Brief vom 21.7.21); seit dem 18. Jahrhundert öfter auch mit negativer Nuance ›fragwürdig, verdächtigzweifelhafter Ruf;
zweifeln ahd. zwifalon, zwifalen, kann sich auf Erkenntnis, aber auch auf Entschluß beziehen: in einer so wichtigen Sache zweifelnd und zaudernd (Goethe), er zweifelte einen Augenblick, ob er zu ihnen gehen solle (Storm); in dieser Verwendung zuweilen mit zuund Infinitiv: ich zweifle nicht Sie so zu nennen (Goethe). Frühneuhochdeutsch auch unpersönlich, noch mir zweifelt's gar nicht (H.Kurz). Die Präposition ist wie beim Substantiv an, vereinzelt Schiller die ärzte zweifelten für sein leben (L059 DWb). ↑ "verzweifeln".
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