Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zwei
indogermanisches Zahlwort (engl. two, griech. dýo, lat. duo, russ. dva). Bis tief ins 18. Jahrhundert, bei Dichtern auch noch länger, werden wie im Mittelhochdeutschen im Nominativ-Akkusativ die drei Geschlechter unterschieden: zween (mhd. zwene), zwo, zwei, auch auf den Genitiv und Dativ übertragen, die im Mittelhochdeutschen gleichmäßig zweier, zwein (zweien) lauteten, also zwener, zwoer, zweier und zween, zwo(e)n, zweien; andererseits im 18. Jahrhundert Vermischung der Formen, für eine dunkle Stunde oder zween (Schiller), zwo Händ' und zwo Beine (Goethe), zwoer Herzen (Schiller), zwoen Knechten (Schiller). Schließlich ist die Neutrumform durchgedrungen, die Adelung befürwortet. Beim Fernruf und im Geschäftsleben ist zwo (ohne Unterschied des Geschlechts) zur besseren Unterscheidung von drei seit dem 1. Weltkrieg üblich geworden. In attributiver Stellung pflegt jetzt die Flexion zu unterbleiben, wenn der Kasus schon so erkennbar ist: mit zwei Herren (bei Luther noch nach zweien Jahren), dieser zwei Männer, dagegen zweier Männer. Zwiesel (↑ "Zwille"), ⇑ "entzwei", "zweiter", "zwanzig", "zwölf", "zwischen", "Zwilling", "Zwitter", auch ⇑ "Zweifel", "Zweig", "Zwirn", "Zwist", "Zwiebel". Dazuzwier ahd. zwiro(r)zweimal‹, indogermanische Bildung zu zwei(griech. dís, lat. bis), frühneuhochdeutsch und in altertümelndem Stil noch später: ich faste zwier [neuere Ausgaben zwei Mal] in der Woche (Luther); einmal oder zwier (Wieland); sein Schwert ist zwier so lang als er (Uhland).
zweideutig (⇓ "S071" 1641 Harsdörffer für lat. aequivocus; vgl. mehrdeutig, vieldeutig), besonders gebraucht, wo es sich um hinterhältiges Benehmen handelt (zweideutiges Lächeln, zweideutiger Ausspruch) oder um eine Schlüpfrigkeit (zweideutige Redensarten, Scherze), früher auch ›unbestimmt, ungewiß‹: meine Aussichten sind sehr zweideutig (Lessing); Entscheidung bei so zweideutigen Umständen schwer (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 15.5.94). Dagegen sind zweibeinig, zweihändig, zweizüngig, zweistimmig, "zweischneidig", zweizackig u. a. vielmehr Zusammenbildungen aus zwei Beine usw. Desgleichen ZweihänderSchwert, das mit zwei Händen zu führen ist‹ aus zwei Hände.
Zweikampf"S071" 1645 Zesen ⇓ "S124" für lat. duellum (altlateinische Form von bellum, früh volksetymologisch mit duo›zwei‹ verbunden).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: zwei