Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zweck
1 ahd. / mhd. zwec(Holz-)Nagel‹, ursprünglich ›zugeschnitzter Pflock‹, so in Schuhzweck, in diesem Sinn landschaftlich auch Zwecke Fem. , Schriftsprache in "Heftzwecke", "Reißzwecke";2 seit dem 15. Jahrhundert ›Mittelpunkt der Schießscheibe‹, eigentlich der dort geschlagene Pflock, vgl. Wendungen wie den Zweck treffen, verfehlen. In diesem Sinn seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr üblich. Dann überhaupt ›Ziel‹ (auch eines Wettlaufes usw.), hier rollt ein runder Ball in dem bestimmten Gleise nach dem erwählten Zweck (A. v.Haller, Die Alpen 104 [114]). Von der Vorstellung des Schießens geht aus (L059 DWb16,958) sich zum Zweck legensich fügen‹: daß sich Laura zum Zwecke legt (Lessing), er legte sich also zum Zweck, bequemte sich zum Gehorsam (Musäus);
3 die heutige Bedeutung ›Absicht, Handlungsziel‹ (17. Jahrhundert) ist von dem Schießen auf den Mittelpunkt der Scheibe hergenommen: vberredung vnd vnterricht auch ergetzung der Leute; welches der Poeterey vornemster zweck ist (1624 A203 Martin Opitz, Poeterey 12); häufig Zweckund ↑ "Mittel" gegenübergestellt, synonym verbunden Zweck und Ziel, Sinn und Zweck. Zusammensetzungen ↑ "Endzweck", Selbstzweck usw., zweckvoll, zwecklos, zweckmäßig, zweckwidrig, zweckdienlich; ⇓ "S149" »Neupräg.« (L337 WdG1977) zweckentfremdet, Zweckentfremdung. Der Genitiv
zwecks wird wie eine Präposition mit Genitiv gebraucht (L265 Daniel Sanders Erg. 1885): zwecks weiterer Beförderung;
Zweckessen (18. Jahrhundert; L059 DWb), was seit etwa 1960 Arbeitsessen genannt wird: Wer nicht fühlt, wie abgeschmackt Zweckessen lautet, der ist nicht zu bessern (W.Grimm, Kleinere Schriften 1,515), Andere behaupten, man schütze einen Zweck vor, um zu essen, und man sollte daher von Essenszwecken statt Zweckessen sprechen (Fliegende Blätter 1845,138);
zwecken (15. Jahrhundert);
1 zu Zweck(1), landschaftlich ›mit Zwecken befestigen‹, anzwecken, aufzwecken;
2 zu Zweck(3): zum Ziel, wohin der Geister Wunsch aus eignem Zuge zweckt (Haller), weil dein Leiden doch zu keiner Absicht zwecket (Lessing), sein Vortrag wird dahin zwecken, die Zuhörer zu beruhigen (Goethe), alles zweckend zum Ganzen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Von deutscher Baukunst, 37,147); allgemein in ⇑ "abzwecken", "bezwecken" (eigentümlich bei A075 Johann Wolfgang von Goethe, Prolog zu Eröffnung des Berliner Theaters, 235: euretwegen hat der Architekt mit hohem Geist so edlen Raum bezwecktzweckmäßig eingerichtet‹).
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