Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zukunft
ahd. zuochumft;1 anfangs räumlich ›das Herannahen, Ankunft‹, bis ins 17. Jahrhundert, vereinzelt noch Goethe Wundertöne, die mir der Parzen nahe Zukunft deuten (L320 Trübner); besonders auch von der Menschwerdung bzw. Wiederkunft Christi (lat. adventus): von der zukunft Christi noch Herder (L059 DWb);
2 im zeitlichen Sinn vereinzelt mittelhochdeutsch, auch frühneuhochdeutsch noch selten (fehlt Luther), vorherrschend 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts: Dreifach ist der Schritt der Zeit: Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, / Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, / Ewig still steht die Vergangenheit (A222 Friedrich Schiller, Spruch des Confucius). Zukunft als grammatischer Terminus (lat. futurum) 1782 K.Ph.Moritz (L059 DWb).
Zukunftsmusik 1850 erscheint R.Wagner, Das Kunstwerk der Zukunft; 1853 wird in den ›Grenzboten‹ spöttisch ein Lehrbuch für Zukunftsmusiker empfohlen; L.Spohr in einem Brief vom 26.11.1854 Zukunftsmusik (franz. musique de l'avenir) ohne Bezug auf Wagner. Gedruckt erscheint Zukunftsmusik 1856 in einem Epigramm Grillparzers gegen R.Wagner, der 1861 selbst Zukunftsmusik. Brief an einen französischen Freund erscheinen läßt. Seitdem häufig in der Wagner-Kritik, bald übertragen ›was angestrebt, aber kaum verwirklicht wirdin kolonialer zukunftsmusik (Tirpitz; L059 DWb); auch bei L027 Büchmann, L181 Otto Ladendorf.
zukünftig (1309; L059 DWb) in zeitlichem Sinn früher als Zukunft (s. oben), z. B. oft bei Luther; substantiviert Zukünftige(r)Verlobte(r)‹ (16. Jahrhundert).
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