Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zufall
(spätmhd. zuoval) schließt sich an jmdm. zufallen an;1 zunächst ›was jmdm. zustößt, Vorkommnis‹: es würde mir dieser Zufall noch empfindlicher sein (Rabener), der Teil an seinen Zufällen nahm(Lessing), ohne den mindesten Zufall hat unsre Tagreise sich geendet (Goethe, Briefe);
2frühneuhochdeutsch auch ›Einkünfte‹, ›Beistand, Zulaufwenn ein prediger… einen grossen anhang und zufall hat (Luther; L059 DWb);
3 bis ins 19. Jahrhundert von Krankheitsanfällen: was für Zufällen der menschliche Körper unterworfen ist(A.Gottsched); durch einen epidemischen Zufall (Lessing); der vor Kummer den Zufall bekam, den sie jetzt gesehen haben(Hermes); der Zufall soll bloß die Wirkung des ersten Schreckens sein (Leisewitz); heute vor 14 Tagen überfiel mich ein fürchterlicher krampfhafter Zufall (Schiller); sie hat wieder ihren Zufall(Storm);
4 die heutige Hauptbedeutung ›(durch das Zusammentreffen verschiedener Faktoren entstandenes) unvorhersehbares Ereignis‹ ist anzuknüpfen an lat. accidensund entsprechend ist Zufall Gegensatz zu ↑ "Substanz", so in spätmittelalterlicher ⇓ "S142" Mystik; frühneuhochdeutsch übersetzt Zufalllat. eventus, fortuna, casus; »aber der bedeutungswandel hat sich erst im 17. Jahrhundert vollzogen« (L059 DWb), wohl auch unter Einfluß von franz. hasard: Eure Hoheiten sind wahrhaftig durch den Zufall einander zugefallen; ich hoffe, Sie werden dem Zufall zu Gefallen Gefallen aneinander finden (A030 Georg Büchner, Leonce 3,3); im roman darf der zufall mithandeln(Goethe; L059 DWb). Entsprechend
zufällig (15. Jahrhundert).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Zufall