Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zucken
ahd. zucchen, westgermanische ⇓ "S095" Intensivbildung zu ↑ "ziehen" (ahd. zucchon, zocchon; vgl. mittelengl. tucken, mittelniederländ./ mittelniederdt. tocken), also ›heftig ziehen‹. Die Verschiedenheit beider Wörter besteht ursprünglich nur darin, daß zucken oberdeutsch, zücken mitteldeutsch ist. Im 17./ 18. Jahrhundert trat zücken gegen zucken immer mehr zurück, hielt sich aber in speziellen Verbindungen sowie ↑ "entzücken", verzücken. Heute sind sie nach der Verwendung geschieden: die Achseln zucken, mit den Achseln (↑ "Achsel"), den Händen, den Wimpern zucken; ein Sterbender zuckt, ein Strahl, ein Blitz zuckt, auch unpersönlich es zuckt mir in den Gliedern und eine Empfindung, eine Begierde zuckt in mir; Spott zuckt um seinen Mund; aber mit einer Waffe als Objekt: das Schwert, den Dolch zücken. Dagegen noch bis ins 19. Jahrhundert: der schon das Schwert zucket (Lessing), da er den Säbel über mich zuckte (Schiller), zuckte den Dolch (Fouqué); umgekehrt den zückenden Strahl (Klopstock), den Anblick eines Zückenden (Herder), die Flamme, die im Auge zückt (Schiller), die Geister, die nach der Gottheit hinzücken (Schiller), als ob der Stahl nach meinem Nacken wolle zücken (Droste-Hülshoff); heute auch den Bleistift, das Portemonnaie zückenbereitmachen zum Gebrauch‹ (das Muster seit dem 18. Jahrhundert; L059 DWb). ↑ "zuckeln".Zuck Mask. , mhd. zucdas Zucken‹, in mittelhochdeutscher ⇓ "S142" Mystik auch ›Verzückung‹; zu zucken und weiter zu ↑ "ziehen". Insgesamt selten: von jedem Ruck und Zuck dieser reizbaren Muskel (Musäus); das war nur ein fliegender Zuck der Natur gewesen (E.M.Arndt); in ihres Blickes Zucke(Rückert; oft bei ihm); durchfuhr es mich mit einem Zuck und freudigen Schrecken (A122 Hermann Hesse, Glasperlenspiel I,165); landschaftlich ›Gliederreißen‹;
zuck als Interjektion: zuck! so bin ich dort (Goethe); vgl. auch ruck zuck!
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