Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zirkel
ahd. circil< lat. circulus;1 ›Kreislinie‹, er lehrt die schwebenden Planeten bunte Zirkel um die Fürstin ziehn (Schiller); übertragen Klasse von Schriften, welche dazu bestimmt ist, durch die Lesegesellschaft ihren Zirkel zu machen (Goethe); ›Reif, Diadem‹, namentlich als Zeichen der Würde: mit der sichern Hand meint er den goldnen Zirkel schon zu fassen (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 5,1); als ›(Um-)Kreis‹ heute selten: im Zirkel von hundert Schritt der Kampfstätte fernzubleiben (H.Kant; L337 WdG), seit 17./ 18. Jahrhundert dafür ↑ "Kreis";
2 (ahd. ) ›Gerät zum Zeichnen von Kreisen‹ nach lat. circinus, wohl mit dem -il-Suffix der Gerätebezeichnungen (vgl. ⇑ "Schlüssel", "Meißel" usw.);
3 wie (1) ist auch die Bedeutung ›Kreisfläche‹ (lat. area circuli; L276 Alfred Schirmer, Mathematik) heute veraltet: so wollen sie vielleicht des Zirkels Viereck finden (Lichtwer); etliche Zirkelquadratur- und Perpetuum-mobile-Sucher (Fontane; L320 Trübner);
4 entsprechend franz. cercle (auch lat. circulus ›Personenkreis‹ und übertragen ↑ "Kreis") seit dem 18. Jahrhundert ›Kreis von Personen um eine fürstliche Person‹: als Kalif rings im Zirkel seiner Kronbeamten (Platen); ›Gruppe von Personen, die untereinander in Verkehr stehen‹ Das Lesen eines Meisterstückes kann zugleich einen ganzen Zirkel ergetzen (Gellert; L003 Johann Christoph Adelung 1786); die literarischen Zirkel Deutschlands(Immermann; L059 DWb); drängen sich die Vertreter des wissenschaftlichen Sozialismus zusammen zu Zirkeln, Cliquen, Zentren, Flügeln, Plattformen (P.A276 Peter Weiss, Ästhetik I,129).
Zirkelschluß (1747 I.Kant; L059 DWb) ›fehlerhaftes logisches Schlußverfahren, bei dem das zu Beweisende bereits in den Prämissen steckt‹ (lat. circulus vitiosus, circulus in probando); daneben auch einfach Zirkel;
zirkeln (14. Jahrhundert), zu Zirkel (s. oben);
1 ›sich in Kreislinien bewegen‹: ihm zirkelt Blut in den Adern(Wieland) (s. unten zirkulieren); der direkten und zirkelnden Bewegung(Goethe); häufiger früher umzirkeln: meiner Insel, welche die Wellen und die Abendlüfte immer schöner umzirkelten (Jean Paul);
2 ›als Figur genau (mit dem Zirkel) abgrenzen‹ zwischen gezirkelten Blumenbeeten (Eichendorff); verallgemeinert ›mit pedantischer Sorgfalt vollführen‹: durch zirkelnden Entwurf (Klopstock); so gezirkelt und ausgesucht seine Manieren waren (Feuchtwanger; L337 WdG); dafür üblicher
abzirkeln(frühnhd.), besonders im Partizip abgezirkelt;
zirkulieren (1526/ 27 Paracelsus; L339 Karl-Heinz Weimann) < lat. circulare, ›sich in einem Kreislauf befinden, kursieren‹ von Flüssigkeiten, Waren, Geld, Nachrichten; zugleich (Paracelsus; L059 DWb)
Zirkulation das Blut ist in der heftigsten Zirkulation (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Hofmeister 3,2); Geldzirkulation, Warenzirkulation.
2 (ahd. ) ›Gerät zum Zeichnen von Kreisen‹ nach lat. circinus, wohl mit dem -il-Suffix der Gerätebezeichnungen (vgl. ⇑ "Schlüssel", "Meißel" usw.);
3 wie (1) ist auch die Bedeutung ›Kreisfläche‹ (lat. area circuli; L276 Alfred Schirmer, Mathematik) heute veraltet: so wollen sie vielleicht des Zirkels Viereck finden (Lichtwer); etliche Zirkelquadratur- und Perpetuum-mobile-Sucher (Fontane; L320 Trübner);
4 entsprechend franz. cercle (auch lat. circulus ›Personenkreis‹ und übertragen ↑ "Kreis") seit dem 18. Jahrhundert ›Kreis von Personen um eine fürstliche Person‹: als Kalif rings im Zirkel seiner Kronbeamten (Platen); ›Gruppe von Personen, die untereinander in Verkehr stehen‹ Das Lesen eines Meisterstückes kann zugleich einen ganzen Zirkel ergetzen (Gellert; L003 Johann Christoph Adelung 1786); die literarischen Zirkel Deutschlands(Immermann; L059 DWb); drängen sich die Vertreter des wissenschaftlichen Sozialismus zusammen zu Zirkeln, Cliquen, Zentren, Flügeln, Plattformen (P.A276 Peter Weiss, Ästhetik I,129).
Zirkelschluß (1747 I.Kant; L059 DWb) ›fehlerhaftes logisches Schlußverfahren, bei dem das zu Beweisende bereits in den Prämissen steckt‹ (lat. circulus vitiosus, circulus in probando); daneben auch einfach Zirkel;
zirkeln (14. Jahrhundert), zu Zirkel (s. oben);
1 ›sich in Kreislinien bewegen‹: ihm zirkelt Blut in den Adern(Wieland) (s. unten zirkulieren); der direkten und zirkelnden Bewegung(Goethe); häufiger früher umzirkeln: meiner Insel, welche die Wellen und die Abendlüfte immer schöner umzirkelten (Jean Paul);
2 ›als Figur genau (mit dem Zirkel) abgrenzen‹ zwischen gezirkelten Blumenbeeten (Eichendorff); verallgemeinert ›mit pedantischer Sorgfalt vollführen‹: durch zirkelnden Entwurf (Klopstock); so gezirkelt und ausgesucht seine Manieren waren (Feuchtwanger; L337 WdG); dafür üblicher
abzirkeln(frühnhd.), besonders im Partizip abgezirkelt;
zirkulieren (1526/ 27 Paracelsus; L339 Karl-Heinz Weimann) < lat. circulare, ›sich in einem Kreislauf befinden, kursieren‹ von Flüssigkeiten, Waren, Geld, Nachrichten; zugleich (Paracelsus; L059 DWb)
Zirkulation das Blut ist in der heftigsten Zirkulation (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Hofmeister 3,2); Geldzirkulation, Warenzirkulation.