Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zeter
mhd. zeter, zether, zetter, in den Minnesingern (2,21) ziehter, ⇓ "S096" Interjektion, entweder < ze æhte herzur Verfolgung her‹ (Tornquist, in: Studia Neophilologica 1938/ 39,11,318ff.) oder aus erschlossenem zi jot herazum Kampf hierher‹ (Hammerich, in: Clamor 1941,170ff.; W.L244 Wolfgang Pfeifer);1 ursprünglich bei einer gewaltsamen Rechtsverletzung erhobener Klage- und Hilferuf, frühneuhochdeutsch nicht selten verstärkt durch ↑ "mordio": Zetter / waffen / helfft retten mich(1553 A218 Hans Sachs, Fastnachtsspiele 60); O zetter waffen mordio (1555 ebenda 108); dazu noch heute
Zeter und Mordio schreien sowie (veraltet) Zetermordio Neutr. : sie fing gleich an Zetermordio zu schreien (Cramer; L337 WdG);
2 »förmlicher ruf des anklägers zu beginn der gerichtsverhandlung über mord und totschlag, notzucht, raub und diebstahl« (L059 DWb): so fure en vor den richter und schry obir den schuldigen zcether obir mynen morder und ober des landes morder, ader wy der bruch geschen ist (1382; L059 DWb);
3 Ausdruck von Schrecken, Wut und Verzweiflung: zetter! zetter! ich vergeh (Gryphius; L059 DWb); so wurde über das turnen zeter geschrien (F.L.Jahn; L059 DWb), heute zumeist nur noch ironisch; dazu Zetergeschrei Neutr. (1517 Trochus; L059 DWb) und "Gezeter" Neutr. sowie seit Ende des 18. Jahrhunderts
zetern
1.1 »wehklagend schreien« (W.L244 Wolfgang Pfeifer): im ganzen schlosse zettert es: tod!(Schiller; L059 DWb);
1.2 seit dem 19. Jahrhundert »keifend schimpfen« (W.L244 Wolfgang Pfeifer): ihre Hände… fuchteln wie die einer im Treppenhaus zeternden Hausfrau (B.A254 Botho Strauß, Paare 28).
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