Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zerstreuen
mhd. zerströuwen;1auseinanderstreuen/ -wehen/ -breiten‹, übertragen die Gäste zerstreuten sich(Holtei; L059 DWb), Unmut zerstreuen (Sachs), Zweifel zerstreuen (Wieland);
2 das Partizip Perfekt zerstreut zunächst in geistlichem Sinn als ⇓ "S024" Lehnbedeutung nach kirchenlat. distractus bei ⇓ "S142" Mystikern und ⇓ "S170" Pietisten als Gegensatz zu (innerlich) gesammelt; seit Anfang des 18. Jahrhunderts nach franz. distrait (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 4,9) ›unaufmerksam, abgelenkt sein‹: zerstreut sein, ein Zerstreuter ist lediglich nach der Analogie des Französischen gemacht (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Hamburgische Dramaturgie, 28. Stück), dazu Zerstreutheit (Lavater; L059 DWb); (sich) zerstreuenunterhalten, entspannen‹ ist wohl später in Gebrauch gekommen als das Partizip.
Zerstreuung aber Sie waren in so viel Zerstreuungen verwickelt, so mit Kutschenbesuchen und Serenaden belästigt (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Hofmeister 5,7).
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