Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zerreißen
(mhd. ) (sich) das Herz zerreißen nach A180 Martin Luther, Joel 2,13 Zureisset ewre Hertzen / vnd nicht ewre Kleider, herzzerreißend; zunächst berlinisch umgangssprachlich sich zerreißen »angestrengt arbeiten« (L318 C. F. Trachsel 1873).Zerreißprobe ⇓ "S220" technisch seit den 1890er Jahren (L059 DWb), inzwischen gewöhnlich ⇓ "S027" übertragen ›harter Test (für die Nerven)‹; in technischer Hinsicht zunächst Zerreißungsfestigkeit, Zerreißfestigkeit, heute Reißfestigkeit; das Partizipialadjektiv
zerrissen knüpft an die biblische Tradition (s. oben) an, ein zerknirschtes und zeriszenes hertz (1657 Schupp; L059 DWb), ⇓ "S075" seit dem späteren 18. Jahrhundert auf Seelenzustände angewendet: Ich bin zerrissen in mir… Laß! ich will melancholisch werden (1776 F.M.Klinger, Sturm und Drang [hg. H.J.Geerdts, Berlin 41981], 2,1); der mensch ist zerrissen, die kunst und das leben sind getrennt(F.Schlegel; L059 DWb). ⇓ "S139" Bei den Dichtern des Jungen Deutschland (↑ "zerfahren") als Bezeichnung ihres Lebensgefühls, Heine (1829): Sie sind ein zerrissener Mensch, ein zerrissenes Gemüt, sozusagen ein Byron (L181 Otto Ladendorf); entsprechend
Zerrissenheit ein Bild von der Zerrissenheit der Denkweise unserer Zeit (1826 Heine; L364 ZfdU24,565); L360 ZDW 2,316f.; 3,157; 8,25ff.
(mhd. ) (sich) das Herz zerreißen nach A180 Martin Luther, Joel 2,13 Zureisset ewre Hertzen / vnd nicht ewre Kleider, herzzerreißend; zunächst berlinisch umgangssprachlich sich zerreißen »angestrengt arbeiten« (L318 C. F. Trachsel 1873).Zerreißprobe ⇓ "S220" technisch seit den 1890er Jahren (L059 DWb), inzwischen gewöhnlich ⇓ "S027" übertragen ›harter Test (für die Nerven)‹; in technischer Hinsicht zunächst Zerreißungsfestigkeit, Zerreißfestigkeit, heute Reißfestigkeit; das Partizipialadjektiv
zerrissen knüpft an die biblische Tradition (s. oben) an, ein zerknirschtes und zeriszenes hertz (1657 Schupp; L059 DWb), ⇓ "S075" seit dem späteren 18. Jahrhundert auf Seelenzustände angewendet: Ich bin zerrissen in mir… Laß! ich will melancholisch werden (1776 F.M.Klinger, Sturm und Drang [hg. H.J.Geerdts, Berlin 41981], 2,1); der mensch ist zerrissen, die kunst und das leben sind getrennt(F.Schlegel; L059 DWb). ⇓ "S139" Bei den Dichtern des Jungen Deutschland (↑ "zerfahren") als Bezeichnung ihres Lebensgefühls, Heine (1829): Sie sind ein zerrissener Mensch, ein zerrissenes Gemüt, sozusagen ein Byron (L181 Otto Ladendorf); entsprechend
Zerrissenheit ein Bild von der Zerrissenheit der Denkweise unserer Zeit (1826 Heine; L364 ZfdU24,565); L360 ZDW 2,316f.; 3,157; 8,25ff.