Zentrum
mhd. zentrum < lat. centrum ›Kreismittelpunkt; Stachel; Kern‹, spätmhd. vereinzelt Zenter, bis ins 19. Jahrhundert in der lateinischen (flektierten) Form;1 bis ins 19. Jahrhundert in der Geometrie ›Kreismittelpunkt‹: im Centro wird ein Punct gezeichnet(Goethe; L151 Josef Kehrein);
2 seit späterem 16. Jahrhundert in der heutigen Bedeutung ›Mitte, Mittelpunkt‹: auss dem Centro der erden(Paracelsus; L081 FWb), danach der Name der Partei des politischen Katholizismus Zentrum, Zentrumspartei, deren Abgeordnete im Parlament in der Mitte saßen (1858, neugegründet 1870 und 1945, bis 1957); seit Anfang des 20. Jahrhunderts besonders auf die Mitte großer Städte bezogen; gleichzeitig übertragen
2.1 ›Kern, Brennpunkt‹: Ein Künstler ist, wer sein Centrum in sich selbst hat (F.Schlegel; L081 FWb), das Zentrum der politischen Macht (1804; ebenda), geistiges, kulturelles Zentrum; auch
2.2 ›zentrale Einrichtung, Anlage‹, seit Mitte des 20. Jahrhunderts besonders in Einkaufszentrum, Sportzentrum, Urlaubszentrum, konkurrierend mit Center. Daraus abgeleitet
zentral (1626 centralisch, 1688 central-, 1876 central; L081 FWb); ›in der Mitte befindlich‹, zentral gelegen, dazu Zentralasien, Zentraleuropa; seit Anfang des 19. Jahrhunderts besonders in Politik und Verwaltung Gegensatz zu untergeordnet: Zentralstaat, Zentralgewalt, Zentralkomitee, Zentralbibliothek; seit Ende des 19. Jahrhunderts abgeblaßt ›bedeutend, wichtig, wesentlich, vorrangig‹ nimmt… eine.. centrale stellung ein(D.F.Strauß; L059 DWb), heute viel verwendet im öffentlichen Sprachgebrauch (Politik, Zeitung, Medien): zentrales Anliegen; dazu
Zentrale (1883; L081 FWb);
Zentralismus (1866; ebenda);
zentrieren (1836–42; ebenda).