Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Zeitung
(altengl. tidung, mittelniederländ./ mittelniederdt. tidingeBotschaft, Nachricht [von einem Ereignis]‹, um 1300 kölnisch zidung) seit Ende des 15. Jahrhunderts1Nachricht von einer Begebenheit‹ (ursprünglich wohl die Begebenheit selbst, ›was sich zu einer bestimmten Zeit zugetragen hat‹), bis ins 19. Jahrhundert: die Zeitung, die ich vermelde, klingt nicht tröstlich (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Reineke Fuchs 7,174); morgen will ich deine Zeitungen hören(Schiller); jedwede Barke bringt verhaßte Zeitung(Platen);
2"S131" danach, zunächst im Plural, ›periodisch ausgegebene Zusammenstellung der neuesten Nachrichten‹; erste gedruckte newe zeytung 1502 (L059 DWb), erste Wochenzeitungen ›Aviso‹, Wolfenbüttel 1609, ›Relation‹, Straßburg 1609. Seit Ende des 18. Jahrhunderts tritt, indem die Einheitlichkeit des Ganzen das Sprachbewußtsein beeinflußt, dafür der Singular ein: doch ist das Zeitungs- und Tageblatts-Wesen leider schon so ausgeartet (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 24.1.07). Noch L004 Johann Christoph Adelung sagt: »am häufigsten collektive im Pl. «. ↑ Vgl. "Zeitschrift", "Journal"; Zeitungskiosk ↑ "Kiosk".
Zeitungsdeutsch"S131" im 19. Jahrhundert oft massiv angegriffen, zuerst von ⇓ "S032" Schopenhauer 1851 (der auch das Wort schuf): wenigstens soll man den schändlichen Jargon, in welchem meistens die deutschen Zeitungen geschrieben sind, öffentlich stigmatisiren als »Zeitungsdeutsch«, mit Verwarnung der Jugend, daß sie nicht Grammatik und Orthographie aus diesen Publikationen erlerne, vielmehr daraus ersehe, wie man nicht schreiben soll (L181 Otto Ladendorf);
Zeitungsschreiber zunächst zu Zeitung(1)
1Berichterstatter‹ (1620; L059 DWb); zu Zeitung(2)
2Journalist‹ (1643; L059 DWb): der zeitungsschreiber selbst ist würcklich zu beklagen, / gar öfters weis er nichts und oft darf er nichts sagen (Goethe; L059 DWb), Die Sprachverhunzung, von Zeitungsschreibern ausgehend (A231 Arthur Schopenhauer 6,587);
Zeitungssprache"S208" 1866 F.Kürnberger (W.Dieckmann [Hg.], Reichthum und Armut deutscher Sprache,1989,316), dort auch Journalsprache und Zeitungsjargon (ebenda, 315f.).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Zeitung