Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
zeigen
ahd. zeigon, auf das Hochdeutsche beschränktes Verb, wohl ⇓ "S095" Intensivbildung zu ↑ "zeihen"; zunächst1auf etwas hindeuten‹: mit Fingern auf jmdn. zeigen; dann auch mit sächlichem Subjekt: die Magnetnadel zeigt nach Norden; der Wegweiser zeigt nach links; die Uhr zeigt auf sieben; transitiv: jmdm. die Richtung zeigen; mit Fragesatz als Objekt: jmdm. zeigen, wohin er gehen, was er tun, wie er es anfangen soll; auch redensartlich es jmdm. zeigen mit ausgespartem Nebensatz (↑ "Harke"), drohend Dir werd ich's zeigen! (ähnlich ↑ "lehren"); das, worauf man hindeutet, worauf man jmds. Aufmerksamkeit lenkt, kann erst aus einem Versteck hervorgeholt oder von einer Umhüllung befreit werden, daher
2.1sehen lassen‹, mitunter weiter abgeblaßt ›nicht verborgen halten‹; vielfach auf geistige Wahrnehmung bezogen und auch mit sächlichem Subjekt: der Erfolg zeigte, daß er richtig gerechnet hatte; reflexiv
2.2erscheinenschwankende Gestalten, / Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust Zueignung); dann auch
2.3offenbar werden, sich erweisenes zeigte sich, daß alles erlogen war. Ferner wird sich zeigen mit einem prädikativem Adjektiv verbunden: sich tapfer zeigen; mit einem durch als angeknüpften Substantiv, das im Kasus entweder mit dem Subjekt stimmt: er hat sich der Welt als ein Kunstrichter gezeigt (Lessing), oder mit dem Objekt: wobei er sich als einen scharfsinnigen und redlichen Beobachter zeigt (Goethe). Gelegentlich Verwechslung mit ↑ "zeugen" und ↑ "bezeigen": es… zeigt von schönen Ansichten und Einsichten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 27.2.11). ⇑ "anzeigen", "aufzeigen", "bezeigen", "vorzeigen".
Zeiger ahd. zeigari, auch speziell ›Zeigefinger‹ (s. unten), so bis ins Neuhochdeutsche; dann besonders für den Teil der Uhr, ⇓ "S241" verdeutlicht Uhrzeiger; ↑ "Seiger";
Zeigefinger (1469; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), daneben bis ins 18. Jahrhundert Zeigerfinger als ⇓ "S241" Verdeutlichung von älterem synonymem Zeiger (s. oben);
mit erhobenem Zeigefinger als Zeichen der Drohung, Belehrung: mit lehrhaft erhobenem Zeigefinger (1954; L320 Trübner).
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